M. Schönfeld, 30.12.2019
Der Paula-Maurer-Preis würdigt Kooperationsprojekte von Schule und Kultur. Damit ist auch Alltagskultur gemeint, Tanz, Spiel und Sport. Fußball ist ein kulturelles und gesellschaftliches Phänomen. Fußball vereint, nicht nur vor dem Fernseher, sondern auch in den Köpfen und Herzen. Fußball steht auch für Offenheit und Integration gegenüber Fremden. Fußball ist Pop- und Jugendkultur.
Die Jury befand das Konzept unseres Projektes für preiswürdig und vergibt an uns den dritten Paula-Maurer-Preis. In der Laudatio heißt es: „Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel, wie mit Blick auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und einer klaren Botschaft das Bewusstsein gegen Rassismus und Fremdenhass gestärkt werden kann.“
Paula-Maurer-Preis 2019
Laudatio „Fußball trifft auf Geschichte – Jenö-Konrad-Cup“ (3. Preis)
Kooperation des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz
mit dem 1. FC Nürnberg und TSV Maccabi Nürnberg
„Das Runde muss ins Eckige!“ So fasste einst der berühmte Spieler und Trainer Josef „Sepp“ Herberger einprägsam zusammen, um was es im Fußball geht. Die Beförderung des Runden ins Eckige, quasi die Quadratur des Kreises, gelang dem Sonderpädagogische Förderzentrum Jean-Paul-Platz mit seinem originellen Projekt „Fußball trifft auf Geschichte – Jenö-Konrad-Cup“.
Manche mögen sich wundern, wie sich der Fußball auf die heutige Paula-Maurer-Preisverleihung verirren konnte, wo es hier doch sonst meist um Musik, Theater und die bildenden Künste geht. Der Paula-Maurer-Preis würdigt Kooperationsprojekte von Schule und Kultur – und in ihrem weiten Verständnis umfasst die Kultur auch die Alltagskultur, den Tanz, das Spiel und den Sport. Hier in Nürnberg wird das u. a. darin deutlich, dass im Amt für Kultur und Freizeit mit der „Deutschen Akademie für Fußballkultur“ auch eine deutschlandweit einzigartige Querschnittseinrichtung angesiedelt ist. Fußball ist ein kulturelles und gesellschaftliches Phänomen, Fußball vereint, nicht nur vor dem Fernseher, sondern auch in den Köpfen und Herzen. Fußball stärkt Identifikation und kann gerade heute in Zeiten des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien auch für Offenheit gegenüber vermeintlich Fremden sensibilisieren. Fußball ist Pop-Kultur und ganz besonders auch Jugendkultur.
Vielleicht aus eigener Begeisterung für den Sport, sicherlich aber aufgrund eines wachen Blicks und großen Verständnisses für die Interessen der Schülerinnen und Schüler haben sich die Lehrkräfte aus dem Förderzentrum Jean-Paul-Platz mit dem 1. FC Nürnberg und dem TSV Maccabi Nürnberg zusammengetan: Bei einem Besuch der FCN-Delegation erfuhren die 25 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe bei einem kurzweiligen historischen Rückblick Wissenswertes über den jüdischer FCN-Trainer Jenö Konrad, der nach einem Hetzartikel im Stürmer Nürnberg im Jahr 1932 verlassen musste. Das weckte die Neugier der Jugendlichen, sie wollten mehr über den Umgang mit Jüdinnen und Juden in Nürnberg erfahren. Die Lehrkräfte reagierten, luden zu einer Stadtrallye ein, thematisierten die aufkommenden Fragen im Unterricht, nach und nach entwickelte sich daraus ein umfassendes interdisziplinäres Projekt. Auf Initiative der Schülerinnen und Schüler unternahm die Gruppe eine Exkursion zum Konzentrationslager in Dachau und besuchte schließlich in Kooperation mit dem TSV Maccabi die Nürnberger Synagoge zu einer Führung, die den Bogen zur heutigen Zeit schloss. Insgesamt ein Jahr beschäftigte das Thema Judentum – vermittelt über den Fußball – die Teilnehmenden, eine Fortführung ist in Planung.
Bei der Präsentation des Projekts im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup in der Turnhalle des FCN wurde die Kooperation bereits ausgezeichnet. Die Jury des Paula-Maurer-Preises fand das kluge, inhaltsreiche Konzept ebenfalls preiswürdig und vergibt an „Fußball trifft auf Geschichte – Jenö-Konrad-Preis“ den dritten Paula-Maurer-Preis! Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel, wie mit Blick auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und einer klaren Botschaft das Bewusstsein gegen Rassismus und Fremdenhass gestärkt werden kann. Aus Fußball und Geschichte ist eine runde Sache geworden – und damit landen die Beteiligten des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz, des 1. FC Nürnberg und des TSV Maccabi einen Volltreffer!
Im Namen der gesamten Jury
Jürgen Markwirth, Leiter Amt für Kultur und Freizeit