Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
Schwed, Gertrud Dr.
* 21. 3. 1904, Gießen
† 7. 4. 2000, New York City (US)
Schwed, Karl
* 31. 12. 1892, Nürnberg
† Dezember 1977, New York City (US)
Am 1. Mai 1932 wurde Gertrud Schwed und ein Monat später auch ihr Mann Karl Mitglied des 1. FC Nürnberg, beide spielten Tennis. Am 30. April 1933 strich der FCN beide aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Ihre Mitgliedsbeiträge hatten sie bis einschließlich März 1933 bezahlt.
Der Kaufmann Karl Schwed wurde am 31. Dezember 1892 in Nürnberg als drittes Kind des Kaufmanns Fritz Schwed und dessen Ehefrau Emilie (geb. Bergmann) geboren. Seine Schwestern Elsa (Elise) und Mathilde kamen am 25. Dezember 1887 bzw. am 7. Februar 1889 zur Welt. Die jüdische Familie wohnte in der Hochstraße 10 und in der Mittleren Pirckheimerstraße 21.
Als Fritz Schwed am 7. September 1915 starb, zog seine Ehefrau Emilie nach München zu ihrer Tochter Elsa Samuel. Im Ersten Weltkrieg diente Karl Schwed unter anderem bei der Bayerischen Proviant-Kolonne No. 12. Er war zu dieser Zeit Mitinhaber der »Gardinenfabrikation Fritz Schwed & Cie.« am Bahnhofsplatz 6.
Karl Schwed heiratete am 12. Dezember 1927 in Gießen die Zahnärztin Dr. Gertrud Hoddes, die am 21. März 1904 als Tochter von Nathan Hoddes und seiner Ehefrau Selma (geb. Haas) geboren wurde. Karl und Gertrud Schwed wohnten in Nürnberg zuerst in der Hochstraße 10, dann in der Flataustraße 31 und zuletzt in der Sulzbacher Straße 8.
In der Meldedatei wurde vermerkt, dass das Ehepaar am 16. April 1936 »nach Amerika« abgemeldet wurde. Sie emigrierten am 22. April 1936 von Cherbourg in die USA. Acht Tage später kamen sie mit dem Schiff »Britannic« in New York an und erklärten am 26. bzw. am 28. August 1936 ihre Absicht, US-Staatsbürger zu werden. Vor ihrer Emigration war Gertrud Schwed schon einmal am 3. Juni 1935 mit dem Schiff »Ilsenstein« von Antwerpen nach New York gefahren.
Aus Karl Schwed wurde in den USA Charles B. Schwed und aus Gertrud wurde Gertrude. Karl Schwed wurde 1942 für die US-Army registriert. Als beide im Februar 1944 eingebürgert wurden, wohnten sie in Kew Gardens, Queens County, New York. Dort lebten auch Gertrud Schweds Eltern, die ebenfalls in die USA emigriert waren.
Karl (Charles B.) Schwed starb im Dezember 1977 im Alter von 84 Jahren in New York City. Gertrud (Gertrude) Schwed starb am 7. April 2000 im Alter von 96 Jahren in New York.
Karl Schweds Schwester Elsa kam am 15. Dezember 1938 in die USA. Mutter Emilie blieb alleine in München zurück, musste in das Barackenlager Milbertshofen ziehen und später ins Jüdische Altenheim, bis sie am 10. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort am 20. September 1942 ermordet wurde.
AA; D-BH; D-HH; DNB; GBM; https://www.sueddeutsche.de/muenchen/schwabing- angst-dass-es-an-der-tuer-klopft-1.5347146 (aufgerufen am 3. 2. 2022); NA-PH; NARA; StadtAN: C 21/X, C 27/II, C 27/III, C 27/IV; US-NY; US-NYC; US-PL; US-SS
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications