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Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Salomon, Franz Anton

* 5. 3. 1909, Nürnberg

† 3. 10. 1993, New York City (US)

 

Franz Anton Salomon trat am 1. Mai 1930 in den 1. FC Nürnberg ein, er gehörte der Tennisabteilung an. Am 30. April 1933 strich der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Seinen letzten Mitgliedsbeitrag hatte Salomon im Januar 1933 entrichtet.

 

Der Kaufmann Franz Anton Salomon wurde am 5. März 1909 in Nürnberg als einziges Kind der jüdischen Kaufmannsfamilie Wilhelm Michael Moses und Rosa Salomon (geb. Dessauer) geboren. Die Familie wohnte am Webersplatz 9. Franz Anton Salomon besuchte die Gymnasialklasse 1 B des Nürnberger Realgymnasiums (heute: Willstätter Gymnasium).

 

Am 19. Januar 1928 meldete er sich nach Madrid ab und kehrte erst zwei Jahre später, am 2. März 1930, nach Nürnberg zurück. Der ledige Kaufmann zog wieder in die elterliche Wohnung am Webersplatz. Vier Jahre später, am 31. Dezember 1934, meldete sich Salomon bei der Nürnberger Meldebehörde »auf Reisen« ab und am 12. August 1938 in Mailand in der Via Valezze 99 an. Als am 24. Dezember 1939 sein Vater Wilhelm in Bamberg an einem Schlaganfall starb, weilte Salomon noch in Italien, bereitete aber schon seinen Umzug nach Belgien vor. Ab 10. Januar 1940 wohnte er in Brüssel in der Rue de Suisse 12.

 

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien und der Kapitulation des Königreichs im Mai 1940 wurde Salomon verhaftet und nach Südfrankreich abgeschoben. Am 25. Juli 1940 wurde er in einem Lager in Saint-Cyprien interniert. Nach der Auflösung des Lagers am 30. Oktober 1940 wurde Salomon in das Lager Gurs verschleppt und von dort am 19. Februar 1941 in das Lager Camp des Milles gebracht. Dort gab er an, zuvor nicht nur in Saint Cyprien und Gurs, sondern auch in Le Vigeant gewesen zu sein.

 

Am 6. Mai 1941 konnte Franz Anton Salomon das Camp des Milles verlassen. Mit dem Schiff »Winnipeg« fuhr er nach Trinidad, und von dort ging es weiter in die USA. Am 13. Juni 1941 erreichte Salomon an Bord des Schiffes »Evangeline« New York.

 

Am 10. Juli 1941 wurde Franz Anton Salomons Mutter Rosa in Nürnberg »nach Cuba« abgemeldet. Sie hatte beim Jewish Transmigration Bureau für die Auswanderung mit dem Schiff »Navemar« in die USA eingezahlt. Der spanische Frachter stach am 6. August 1941 in See. Über Sevilla ging es nach Kuba und von dort in die USA. Am 12. September 1941 kam die »Navemar« in New York an. Ob Rosa Salomon ihren Sohn in New York getroffen hat, ist nicht bekannt.

 

Franz Anton Salomon nannte sich nun Frank Anthony Sanders und gab am 17. Oktober 1941 in New York als Vorstufe zu seiner Einbürgerung die »Declaration of Intention« ab. Als er am 24. Juni 1941 für die US-Army registriert wurde, gab er an, arbeitslos zu sein. Knapp zwei Jahre später wurde er zum Offizier (Commissioned and Warrant Officer) der US-Navy-Reserve ernannt.

 

Am 30. November 1946 heiratete Sanders in Manhattan Karola Markus (geb. Mendel). Sie war am 12. August 1907 in Halle (Saale) geboren worden und mit ihrem damaligen Ehemann Erich Marcus Ende März 1939 von Rotterdam nach New York emigriert. Dann ging ihre Ehe in die Brüche.

 

Frank Anthony und Karola Sanders wohnten am Cabrini Boulevard 282 in unmittelbarer Nähe zum Hudson-River in New York City. In der Maujer Street 299 in Brooklyn hatten sie eine Zweitwohnung.

Ende September 1957 begann Frank Anthony Sanders ein Jura-Studium an der Brooklyn Law School und machte am 5. Februar 1962 seinen Bachelor, der am 17. November 1963 in einen Doktor der Rechtswissenschaften umgewandelt wurde. Er machte schnell Karriere und wurde Chef der Steuerbehörde des Bundesstaats New York sowie Vorstandsmitglied der Alumni-Organisation des Baruch College.

 

Am 3. Oktober 1993 starb Franz Anton Salomon alias Frank Anthony Sanders in New York im Alter von 84 Jahren. Das Begräbnis fand drei Tage später in den Park West-Riverside Chapels an der West 76th Street statt. Seine Frau Karola starb am 19. Juli 2002 in New York.

 

 

Antwort von Julie Brown (Brooklyn Law School) vom 28. 10. 2020 auf Anfrage des Autors Antwort von Lawrence Ritter (Foundation du Camp des Milles) vom 1. 2. 2021 auf Anfrage

des Autors

Antwort von Marcel Bervoets vom 10. 11. 2022 auf Anfrage des Autors

Bernd Siegler: Eine Fahrkarte nach Jerusalem, in: Tobias, Jim G. / Zinke, Peter: nurinst

2006 – Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte: Schwerpunkt Fußball. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS­Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts, Nürnberg 2006

JS; NA-PH; StadtAN: C 21/X; USHMM

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025