Hier finden Sie uns

SFZ Jean-Paul-Platz
Jean-Paul-Platz 10
90461 Nürnberg

Kontakt

Rufen Sie einfach an unter

0911 457581

Fax: 0911 457582

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Rothschild, Otto

* 3. 4. 1918, Nürnberg

† 12. 5. 1940, Piedmont (FR)

 

Am 1. November 1931 wurde Otto Rothschild Mitglied des 1. FC Nürnberg. Der Schüler gehörte wie sein älterer Bruder Walter der Leichtathletik-Abteilung an. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Seine letzten Mitgliedsbeiträge hatte er für das erste Quartal 1933 entrichtet.

 

Otto Rothschild wurde am 3. April 1918 in Nürnberg als jüngstes Kind des jüdischen Kaufmanns Julius Rothschild und seiner katholischen Ehefrau Babette (geb. Schöpplein) geboren. Wie seine Schwester Anna Barbara und seine Brüder Ernst und Walter war Otto nach NS-Definition väterlicherseits »Halbjude« bzw. »jüdischer Mischling ersten Grades«.

 

Auf Otto Rothschilds Meldekarte prangt in roter Tintenschrift »Mischling« und in der Spalte Religionszugehörigkeit wurde »isr.« durchgestrichen und »freirel.« hinzugefügt.

 

Otto Rothschild zog 1938 nach Ludwigshafen. Auf Wunsch seines Vaters meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht. Am 12. Mai 1940 fiel er in Piedmont im Dreiländereck Luxemburg, Belgien und Frankreich als Schütze des 12. Königlichen Infanterieregiments 21.

Am 10. Mai 1940 hatte das 12. Königlich Bayerische Infanterie-Regiment mit dem Gefreiten Otto Rothschild im Zuge des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht die Mosel überschritten und marschierte an der Stadt Luxemburg vorbei in den Raum Longwy. Bei den Kämpfen in den Wäldern nordwestlich von Longwy hatte das Regiment 79 Tote zu beklagen – einer davon war der 22-jährige Otto Rothschild. Sein Grab befindet sich auf dem Soldatenfriedhof in Clausen, Luxemburg.

 

Sechs Tage nach seinem Tod wandte sich Paul Spear, Obergefreiter bei der 1. Kompanie Infanterie Ersatz-Bataillon 480 Nürnberg, per Brief an das Büro Grüber in Berlin. Das im September 1938 vom Berliner Pfarrer Heinrich Grüber gegründete Büro half damals, rassisch verfolgten evangelischen Christen die Auswanderung aus dem NS-Staat zu ermöglichen.

 

Es ging dabei um »Christen, die selbst oder eines der Eltern oder der Großeltern aus dem Judentum durch Annahme der Taufe Christen geworden waren« und Opfer von Ausgrenzung und Verfolgung geworden waren, so die Evangelische Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte in Berlin auf ihrer Homepage. Das Hilfsbüro wurde Anfang 1941 von den NS-Machthabern geschlossen. Nach 1945 eröffnete Grüber sein Büro wieder, um den Überlebenden der Schoah und den heimkehrenden Deportierten zu helfen.

Der Obergefreite Paul Spear setzte das Büro Grüber darüber in Kenntnis, »dass vor wenigen Tagen ein mir bekannter Mischling 1. Grades, Otto Rothschild, Nürnberg-O., Sulzbacher Straße 18/III, bei den Kämpfen in Luxemburg in höchster soldatischer Pflichterfüllung gefallen ist«. Dort gab man die Information postwendend an den Nürnberger Pfarrer Hans Jordan weiter, der das »Büro Grüber – Hilfsstelle Nürnberg« betrieb.

 

»Lieber Bruder Jordan, wie wir erfahren, ist vor wenigen Tagen Otto Rothschild, Nürnberg-O., Sulzbacher Straße 18/III, bei den Kämpfen in Luxemburg gefallen; er war evangelisch, 22 Jahre alt, Mischling 1. Grades. Wir überlassen es Ihnen, ob Sie die betreffende Familie aufsuchen wollen«, schrieb Grüber am 23. Mai 1940.

 

Otto Rothschilds Geschwister überlebten den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg. Anna Barbara emigrierte nach Spanien, Ernst reiste über Kuba und Kenia nach Großbritannien, Walter schließlich überlebte das KZ Buchenwald und kehrte nach Nürnberg zurück.

 

Interview des Autors mit Yvonne Rothschild am 28. 9. 2022

https://www.evhi.de/ (aufgerufen am 10. 10. 2021); https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/

Gliederungen/Infanterieregimenter/IR21.htm (aufgerufen am 10. 10. 2021); StadtAN: C 21/X, C 27/III, E 10/92: Nachlass Helmut Baier: Rassisch verfolgte Christen, Büro Grüber. Hilfsstelle Nürnberg, Einzelschicksale 1938 – 1940, Namen K – W

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

Druckversion | Sitemap
© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025