Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 29. 12. 1914, Nürnberg
† 13. 7. 1993, Bregenz (AT)
Am 1. Juni 1930 wurde Erich Rosenfelder Mitglied des 1. FC Nürnberg, er spielte Tennis. Am 30. April 1933 entfernte der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den einzigen Mitgliedsbeitrag hatte er für Juni 1930 entrichtet.
Erich Rosenfelder wurde am 29. Dezember 1914 als zweiter Sohn des Fabrikdirektors Oskar Rosenfelder und dessen Ehefrau Hedwig Henriette (geb. Nußbaum) geboren – Erichs älterer Bruder Hans Alexander kam am 16. März 1912 zur Welt. Die jüdische Familie wohnte Am Maxfeld 175.
Vater Oskar Rosenfelder gründete zusammen mit seinem Bruder Emil in Heroldsberg die »Vereinigten Papierwerke«. Deren Einwegbinde »Camelia« wurde ab 1925 ein voller Erfolg. Ende Januar 1929 ließen die Brüder Oskar und Emil Rosenfelder beim Reichspatentamt in Berlin die Marke »Tempo« registrieren und von da an traten die Tempo-Papiertaschentücher einen weltweiten Siegeszug an. 1930/31 besuchte Erich Rosenfelder die Klasse 2 A der Städtischen Höheren Handelsschule für Knaben (heute: Johannes-Scharrer- Gymnasium). Er war ein durchschnittlicher Schüler, hatte in Betragen die Note 1, in Fleiß die Note 3 und in Turnen eine 4.
Im September 1933 initiierte Julius Streicher in seinem antisemitischen Hetzblatt Der Stürmer eine Kampagne gegen die sog. »Camelia-Brüder«. Nur knapp vor der geplanten Verhaftung gelang es den Brüdern Oskar und Emil Rosenfelder, im August 1933 nach England zu flüchten. Sie wurden vom Amtsgericht Nürnberg wegen Steuerflucht verurteilt, ihr gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt. Die »Vereinigten Papierwerke« wurden daraufhin von dem Fürther Unternehmer und NSDAP-Stadtrat Gustav Schickedanz, der 1927 das Kaufhaus »Quelle« gegründet hatte, gekauft.
Vater Oskar Rosenfelder wohnte 1939 mit Frau Hedwig in Hendon, Wales. Bis 25. Januar 1941 war er als »Male Enemy Alien« interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte er in Hornsey, einem Bezirk von Nord-London. Er starb am 1. Oktober 1950 in Nürnberg und wurde in Bamberg begraben.
Auch Erich Rosenfelder und sein Bruder Hans Alexander emigrierten nach England. Erich wohnte in Richmond und am 22. November 1939 entschied das Tribunal, dass er als »feindlicher Ausländer« von der Internierung ausgenommen wäre. Im Juli 1939 hatte Erich in Paddington Joyce Doreen Vickery Hutchinson geheiratet. Das Paar wohnte in Notting Hill, in Paddington und dann in Willesden East.
Am 5. Januar 1978 starb Erich Rosenfelders Ehefrau in London und am 13. Juli 1993 starb er selbst im Alter von 78 Jahren in Bregenz. Er wurde in Lakeside, Berrien County, Michigan, wo auch seine Tochter Vicki wohnte, begraben. Vicki Rosenfelder starb am 8. Juli 2015.
Erichs Bruder Hans Alexander wurde 1953 mit seiner Frau in Cleveland, Ohio, eingebürgert. Er starb am 15. September 2007 in Aurora, Colorado.
GB-GRO; GB-NAI; https://www.nuernberginfos.de/traditionsfirmen-aus-nuernberg/ vereinigte-papierwerke-vp.php (aufgerufen am 10. 10. 2021); London Metropolitan Archives: London City Directories; NARA; StadtAN: C 21/X, C 130, C 27/II, E 19/104
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications