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Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Ehepaar Pretzfelder

Pretzfelder, Alice

* 29. 7. 1893, Bayreuth

† 10. 10. 1976, Los Angeles, Kalifornien (US)

 

Pretzfelder, Ernst

* 26. 10. 1884, Regensburg

† 14. 1. 1955, Maricopa, Arizona (US)

 

Am 1. Juli 1927 wurden Alice und Ernst Pretzfelder Mitglieder des 1. FC Nürnberg, beide spielten Tennis. Jeweils im November 1929 und 1931 wurde Alice Pretzfelder in den Vergnügungsausschuss der Tennisabteilung gewählt, Ernst Pretzfelder wurde 1929 Kassenprüfer und 1931 Vorsitzender des Wahlausschusses der Tennisabteilung. Am 30. April 1933 entfernte der Club beide aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Ihre letzten Mitgliedsbeiträge hatten sie jeweils für April 1933 entrichtet.

 

Der Spielzeug-Fabrikant Ernst Pretzfelder wurde am 26. Oktober 1884 in Regensburg als Sohn der jüdischen Kaufmannsfamilie Philipp Pretzfelder und seiner Frau Clementine (geb. Löwensohn) geboren. Am 18. September 1912 heiratete Ernst Pretzfelder in Bayreuth Alice Hönigsberger. Sie wurde am

29. Juli 1893 in Bayreuth geboren, ihr Vater war ebenfalls Kaufmann. Ernst und Alice Pretzfelder lebten in Burgkunstadt und zogen Anfang Januar 1913 nach Nürnberg.

 

Im Ersten Weltkrieg war Ernst Pretzfelder unter anderem beim Bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiment No. 7 Ersatz-Bataillon in Nürnberg. Ernst und Alice Pretzfelders Töchter Trude (Gertrud) und Hildegard kamen am 1. Oktober 1914 bzw. am 5. Oktober 1917 in Nürnberg zur Welt und gingen in das Labenwolf-Gymnasium. Die jüdische Familie wohnte damals in der Bucher Straße 19, der Lindenaststraße 20, der Lothringerstraße 8 und dann in der Zeltnerstraße 25.

 

1925 übernahm Ernst Pretzfelder Anteile an der von den Brüdern Georg und Johannes Einfalt gegründeten »Gebrüder Einfalt Mechanische Blechspielwarenfabrik«. Den internationalen Durchbruch schaffte die Firma mit der Entwicklung des »Kosmos-Baukasten« für Franckh-Kosmos. Mit der Herstellung des beliebten Baukastens tauchte erstmals der Markenname »Technofix« auf. Das Unternehmen in der Austraße 70 expandierte und war einer der größten Spielzeughersteller Nürnbergs. 90 Prozent der Produktion gingen in den Export – hauptsächlich in die USA, nach Kanada, Holland, Belgien, in die Schweiz und nach Italien.

 

Alice und Ernst Pretzfelder emigrierten 1938 in die USA. In der Meldekartei ist für den 6. Mai 1938 die Abmeldung nach New York registriert. Am 18. Mai 1938 fuhren sie mit dem Schiff »Washington« von Hamburg nach New York. Dort kamen sie acht Tage später an und bekundeten ihre Absicht zur Einbürgerung.

 

Die Töchter Hilde und Gertrud waren schon vorher in die USA emigriert und Alice Pretzfelder am 27. September 1937 mit dem Schiff »Europa« von Bremen nach New York gereist, um dort Tochter Gertrud zu besuchen.

 

Ernst Pretzfelder nannte sich nun Ernest L. Fields. Er kehrte 1946 in das Unternehmen »Technofix« zurück. Die Firma, die während des Krieges Gasmaskenfilter herstellte, produzierte nach Kriegsende wieder Spielwaren und Haushaltswaren. 90 Prozent des Exports von »Technofix« gingen in die USA. Das Ehepaar Fields wohnte in Manhattan und Ernest L. Fields reiste zweimal jährlich von den USA nach Nürnberg.

 

Der Betrieb in der Austraße war längst zu klein geworden, so dass 1958 in der Zweigstraße in Nürnberg ein großes Firmenareal mit Produktionsstätte,

 

Lager und Verwaltung entstand. Das Unternehmen »Technofix« hatte damals 100 Mitarbeiter. 1978 musste »Technofix« dem Siegeszug des Plastikspielzeugs Tribut zollen und stellte seinen Betrieb ein.

 

Ernst Fields (Pretzfelder) kam am 14. Januar 1955 bei einem Autounfall in Maricopa, Arizona, im Alter von 70 Jahren ums Leben. Seine Frau Alice starb am 10. Oktober 1976 mit 83 Jahren in Los Angeles, Kalifornien.

 

Ernst Pretzfelders 13 Jahre älterer Bruder Gustav wurde zusammen mit seiner Frau Hannchen am 10. September 1942 von Nürnberg in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort am 18. November 1942 ermordet.

 

D-BH; GBA; GBN 1998; https://de.wikipedia.org/wiki/Gebr%C3%BCder_Einfalt_Blech- spielwarenfabrik (aufgerufen am 10. 10. 2021); http://www.nuernberginfos.de/traditions-

firmen-aus-nuernberg/technofix-gebrueder-einfalt.htm (aufgerufen am 10. 10. 2021); NARA; StadtAN: C 21/X, C 195; US-PL; US-SS

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025