Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 26. 8. 1888, Nürnberg
† 20. 3. 1976, Rasunda (SE)
Friedrich Ottenstein wurde passives Mitglied des 1. FC Nürnberg. Wann genau er in den Verein eintrat, wurde in der Kartei nicht vermerkt, auch das Geburtsdatum fehlt. Im Januar 1928, dem Beginn der aufgefundenen Kartei, war er bereits Mitglied. Ab 1930 zahlte Ottenstein den Jahresbeitrag jeweils im Januar, so auch für das Jahr 1933. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«.
Der Hopfenhändler Friedrich Ottenstein wurde am 26. August 1888 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Albert Ottenstein und seiner Ehefrau Mina (geb. Strauß) in Nürnberg geboren. Er hatte drei Schwestern (Paula, Grete und Bertha) und einen Bruder (Stefan). Der Vater war Teilhaber der Firma »Justin & Albert Ottenstein Hopfenhandlung« in Nürnberg. Als Friedrich Ottenstein 13 Jahre alt war, starb seine Schwester Paula – und am 29. Juni 1907 sein Vater. Im Ersten Weltkrieg diente Friedrich bei diversen Reserve- und Ersatzeinheiten von Kavallerie, Infanterie und Fliegern.
Am 29. Oktober 1919 heiratete Friedrich Ottenstein in Fürth Betty Helene Mohr. Das Ehepaar wohnte in der Badstraße 11. Am 23. Juli 1921 kam Sohn Ludwig Lutz und am 1. Juli 1925 Tochter Anneliese zur Welt.
Ein Jahr später starb sein Bruder Stefan und am 14. Juni 1927 seine Mutter. 1939 zog die Familie in den Spittlertorgraben 39/I. Die beiden Kinder Ludwig und Anneliese wurden am 4. Februar 1939 nach Schweden abgemeldet, die Tochter kam dort in ein Internat. Wenig später, am 21. April 1939, wurden Friedrich Ottenstein und seine Frau laut Meldedatei nach Kopenhagen abgemeldet.
Im Oktober 1943 gingen ihr Sohn Ludwig und Tochter Anneliese von Schweden nach Dänemark. Ludwig heiratete 1944 und verstarb am 20. November 2011 in Kopenhagen. Anneliese heiratete 1948 und starb am 17. Juli 2021 ebenfalls in Kopenhagen.
Friedrich und Betty Ottenstein gingen von Dänemark nach Schweden. Am 20. März 1976 starb Friedrich Ottenstein im Alter von 87 Jahren in Rasunda. Seine Frau Betty starb am 3. Dezember 1991 in Kopenhagen.
Friedrichs Schwestern Grete und Berta waren in die USA emigriert. Berta hatte zuvor Medizin studiert und 1931 als erste Frau in Deutschland im Fach Dermatologie habilitiert. Vor den Nazis flüchtete sie 1933 nach Budapest und 1935 nach Istanbul. 1945, nach Kriegsende, ging sie in die USA, kehrte wieder nach Deutschland zurück und wurde 1951 außerplanmäßige und 1956 planmäßige Professorin an der Universität Freiburg.
D-BH; https://www.med.uni-freiburg.de/de/forschung/karrierewege/bop/zur-person- berta-ottenstein/berta%20ottenstein (aufgerufen am 9. 10. 2021); StadtAN: C 21/X, C 22/II, C 7/VIII, C 27/IV
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications