Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 20. 12. 1905, Nürnberg
† 1942 für tot erklärt, Ghetto Izbica (PL)
Im Mai 1925 wurde der Kaufmann Alfred Behr Mitglied der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. Am 30. April 1933 strich der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte das auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Seinen letzten Beitrag hatte der Kaufmann für Juli 1932 entrichtet.
Alfred Behr wurde am 20. Dezember 1905 als Sohn der jüdischen Nürnberger Kaufmannsfamilie Isidor Moritz Behr (geb. in Leimersheim) und seiner Frau Babette (geb. May) geboren. Alfreds Schwester Erna starb neun Monate nach ihrer Geburt. Im Jahr 1916 besuchte Alfred Behr die Klasse 1 BG des Realgymnasium Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Die Familie Behr wohnte bis 1934 in der Bleichstraße 4 und zog im Jahr 1938 um in die Hochstraße 33.
Alfred Behrs Mutter starb am 21. April 1932. Er wohnte danach in der Mittleren Pirckheimerstraße 33 und zuletzt in der Fürther Straße 9 a.
Am 24. März 1942 wurde Alfred Behr von Nürnberg ins Ghetto Izbica (Polen) deportiert und für tot erklärt. »24/3/42 nach unbekannt wohin ausgewandert« wurde damals in die Meldekartei eingetragen.
Das Ghetto Izbica, südöstlich von Lublin gelegen, war ab 1942 für deportierte Juden eine Durchgangsstation in die Vernichtungslager, insbesondere nach Belzec und Sobibór. Zu dieser zweiten Deportation von Juden aus Franken vermeldete der Monatsbericht des Regierungspräsidenten von Ober- und Mittelfranken vom 7. April 1942: »Im Rahmen der Evakuierungsaktion verließ am 24. März ein Sonderzug mit 990 Juden Nürnberg mit dem Reiseziel Lublin-Izbica. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Der Jude Dr. Martin Israel Offenbacher hat sich der Evakuierung durch Selbstmord (Leuchtgas) entzogen.« Von den knapp 1.000 Juden dieses Transports waren 426 aus Nürnberg. Alle mit diesem Transport Deportierten wurden ermordet.
Alfred Behrs Vater Isidor, der zuletzt in der Knauerstraße 27 wohnte, wurde am 10. September 1942 von Nürnberg in das KZ Theresienstadt deportiert. »Ins Protektorat abgeschoben«, lautete der Eintrag in der Meldekartei. Insgesamt wurden mit diesem Transport 1.000 Menschen in das Ghetto von Theresienstadt verbracht, davon stammten 533 aus Nürnberg. Isidor Behr starb in Theresienstadt am 2. Februar 1943.
AA; GBA; GBN 1998; https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420324.html (aufgerufen am 20. 5. 2021); JS; StadtAN: C 21/X
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications