Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 10. 3. 1895, Burgkunstadt
† 29. 6. 1976, Denver, Colorado (US)
Am 1. August 1921 wurde Ludwig Oppenheimer Mitglied beim 1. FC Nürnberg, er spielte Tennis und gab als Adresse die Badstraße 6 an. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Beitrag hatte er für April 1933 bezahlt.
Der Kaufmann Ludwig Oppenheimer wurde am 10. März 1895 in Burgkunstadt als drittes von vier Kindern des jüdischen Kaufmanns Sigmund Oppenheimer und seiner Ehefrau Fanny (geb. Falk) geboren. Er besuchte 1905 die Klasse 1 A des Realgymnasium Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Ludwig Oppenheimer leitete die »Tuchgroßhandlung L. Oppenheimer Söhne« in Nürnberg an der Mauthalle 1.
Am 15. Juni 1928 heiratete er in Frankfurt Marianne Bertha Rosenfeld und am 10. November 1929 kam Tochter Ellen Martha zur Welt. Die Familie wohnte unter anderem in der Guntherstraße 45 und ab 1936 dann in der Rankestraße 40.
Am 8. Juni 1933 fuhr Ludwig Oppenheimer von Hamburg aus mit der »Albert Ballin« der »Hamburg-American-Line« nach New York. Er kam mit 50 Dollar in der Tasche am 16. Juni 1933 an und erklärte, keine Einbürgerung zu beabsichtigen. Am 3. September 1935 fuhr er noch einmal – dieses Mal mit seiner Frau – von Hamburg in die USA und erklärte erneut, nicht einwandern zu wollen.
Die Emigration fand dann ein Dreivierteljahr später statt. Laut Meldedatei wurde Ludwig Oppenheimer im Mai 1936 nach New York abgemeldet. Er kam von Hamburg aus am 14. Mai 1936 mit der »Manhattan« in New York an und nannte als Kontaktperson seinen Bruder Joseph, der schon 1923 in die USA ausgewandert war. Marianne Oppenheimer und Tochter Ellen Martha wurden am 3. Juni 1936 »nach Amerika« abgemeldet. Sie emigrierten von Hamburg aus ebenfalls mit dem Schiff »Manhattan« in die USA und kamen am 11. Juni 1936 in New York an.
Als Ludwig Oppenheimer am 7. Januar 1937 seine Absichtserklärung zur Einbürgerung unterzeichnete, wohnte die Familie in St. Louis, Missouri. Bei der Volkszählung 1940 gab er als Beruf »Handelsreisender« an. Als er 1942 für die US-Army registriert wurde, wohnte er in Denver, Colorado. 1944 wurde auch seine Frau eingebürgert.
Seine Mutter Fanny emigrierte in die Niederlande und wurde am 18. Mai 1943 von Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort am 21. Mai 1943 ermordet. Vater Sigmund war am 24. April 1941 in Nieuwer-Amstel (heute: Amstelveen), südlich von Amsterdam gestorben.
Ludwig Oppenheimer starb am 29. Juni 1976 im Alter von 81 Jahren. Seine Frau Marianne starb am 9. Dezember 1989 in Denver und Tochter Ellen Martha am 15. Juli 2015 in Highlands Ranch, Douglas County, Colorado.
D-HH; GBA; JS; NA-D; Staatsarchiv Hamburg: Hamburger Passagierlisten, 1850 – 1934; StadtAN: C 21/X, C 22/II; US-PL
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications