Hier finden Sie uns

SFZ Jean-Paul-Platz
Jean-Paul-Platz 10
90461 Nürnberg

Kontakt

Rufen Sie einfach an unter

0911 457581

Fax: 0911 457582

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Löb, Fritz

* 13. 1. 1909, Nürnberg

† 8. 5. 1945, Majdanek (PL)

 

Mit 12 Jahren trat Fritz Löb am 1. April 1921 in die Fußballabteilung des 1. FCN ein. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Monatsbeitrag von 1,50 Mark hatte er im Februar 1933 entrichtet. Fritz Löb wurde am 13. Januar 1909 in Nürnberg als Sohn des Kaufmanns Simon Löb und seiner Frau Emilie (geb. Seidenberger) geboren. Am 28. März 1913 kam sein Bruder Rudolf Nathan zur Welt. Die jüdische Familie wohnte in der Hochstraße 20.

 

Am 11. August 1933 wurde Fritz Löb vom Strafvollzugsgefängnis Nürnberg nach Dachau überstellt und dort als »jüdischer Schutzhäftling« interniert. Über die Dauer seiner Inhaftierung ist der KZ-Gedenkstätte Dachau nichts bekannt. Laut Meldebehörde in Nürnberg war Löb am 6. August 1933 »nach Dachau verschubt« und am 6. Juni 1934 wieder entlassen worden.

 

Zusammen mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Rudolf ging Fritz Löb nach Frankreich. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs datiert die Emigration auf den 7. Oktober 1938, in der Meldekarte ist für Oktober 1938 »abg. N. Paris« eingetragen.

 

Laut Memorial de la Shoah verließen Fritz Löb und sein Bruder Rudolf aber schon 1936 Deutschland in Richtung Frankreich. Dort gingen sie in die Fremdenlegion, um die französische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Beim Mémoire des Hommes (Verteidigungsministerium) ist bei Fritz Löb (Fritz Loeb) in der »Datenbank der ausländischen Freiwilligen, die zwischen dem 1. September 1939 und dem 25. Juni 1940 in Frankreich eingesetzt waren«, vermerkt, dass er von der Rekrutierungsstelle »Blois – 41« für die »1re région militaire« der Fremdenlegion rekrutiert wurde. Das genaue Datum seines Eintritts ist dort jedoch nicht angegeben.

 

Bei Fritz Löbs Bruder Rudolf Löb (Rudolf Lob) ist vermerkt, dass er am 8. Dezember 1939 von der Rekrutierungsstelle »Bourges – Departement 18« für die »7e région militaire« der Fremdenlegion eingestellt wurde. Sein Name ist auch bei der Einheit »Dépôt commun des régiments étrangers (DCRE)« im Militärbezirk »10e région militaire« vermerkt. Das DCRE bestand aus einem Ausbildungsbataillon mit sechs Kompanien, einem Durchgangsbataillon mit vier Kompanien, sowie vier Depots in Algerien und Frankreich. Aufgabe des DCRE war es, alle, die zur Fremdenlegion kommen, auszubilden und zu begleiten.

 

Durch Bekanntmachung vom 15. November 1939 wurde Fritz Löb der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt.

 

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sein Vater Simon Löb von SA-Schlägertrupps ermordet. Der 63-jährige Kaufmann wohnte damals mit seiner Frau Emilie in der Mittleren Pirckheimerstraße 22 im ersten Stock. Simon Löb war den Eindringlingen entgegengetreten und musste seinen Mut mit dem Leben bezahlen. Die SA-Männer stießen Löb die Haustreppe hinunter und traten mit ihren Stiefeln so lange auf ihn ein, bis er tot war.

 

»Schädelbasisbruch und Gehirnblutung« hieß es in den Aufzeichnungen des Bestattungsamtes. Seine 53-jährige Frau Emilie warf sich schützend über ihn und wurde durch Tritte an den Kopf schwer verletzt. Sie floh im Mai 1939 mit ihrer Schwester Lotte Seidenberger nach Frankreich und lebte mit deren Familie im südfranzösischen Carcassonne. 1942 kehrten Fritz und Rudolf zu ihrer Mutter nach Carcassonne zurück. Die beiden Brüder wurden dort auf der Straße verhaftet und in Drancy interniert. Lore Strauss, die Tochter von Emilie Löbs Schwester Lotte, erzählt in ihrem Interview mit der USC Shoah Foundation: »Die zwei Söhne meiner Tante, deren Mann umgebracht worden war, hatten sich schon lange vorher der Fremdenlegion angeschlossen. Ihnen wurde versprochen, sie bekämen eine französische Identität, neue französische Namen, und wären in der Fremdenlegion unauffindbar. Nichts davon geschah. Als 1942 die Invasion in Afrika war, fanden sie ihren Weg nach Frankreich, fanden nach Carcassonne. Wir sahen sie, sie wurden auf der Straße festgenommen und kamen nach Drancy.«

 

Fritz und Rudolf Löb wurden im Sammellager Drancy einige Kilometer nordöstlich von Paris interniert. Von dort wurden sie am 6. März 1943 zusammen mit 996 Juden mit dem Konvoi 51 nach Majdanek deportiert. Bei Fritz Löb (Lob) ist in der Transportliste die Nummer 518 und als letzte Adresse die Rue Barbès 6 in Carcassonne angegeben. Sein Bruder Rudolf hatte die Nummer 519 und als letzte Adresse Rue Jean Richepin 16 in Carcassonne.

 

Am 8. Mai 1945 wurden Fritz und Rudolf Löb für tot erklärt.

 

Ihre Mutter Emilie Löb überlebte die Schoah zusammen mit Lotte, Lore und Georg Seidenberger in Camarès, einem kleinen Dorf im Département Aveyron in der Region Okzitanien in Südfrankreich. Sie war laut Erzählungen von Lore Strauß schwer traumatisiert. »Meine Tante, deren Mann vor ihren Augen ermordet worden, und deren zwei Söhne nun deportiert waren, war in einer unvorstellbar schwierigen Situation. Sie hatte Phobien, beim Anblick von Katzen schrie sie, sie hatte eine Phobie vor Donner und vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen. Sie zog stets die Aufmerksamkeit auf sich und uns war klar, wenn wir gefasst werden würden, dann nur wegen ihr. Meine Mutter sagte zu uns immer, wir sollten, nach allem, was sie mitgemacht hatte, nett zu ihr sein. Das war sehr schwer für uns. Unsere Mutter stand immer auf ihrer Seite. Sie hatte eine große Narbe quer über das Gesicht, sie konnte schlecht atmen, es war ein Schnitt mitten im Gesicht. Das war es aber nicht, warum alle Leute sie fragten, was passiert wäre. Es war ihr Verhalten und ihr emotionaler Zustand.«

 

 Nach dem Krieg emigrierte Emilie Löb zusammen mit ihrer Schwester Lotte in die USA. Sie kam mit dem Schiff »John Ericsson« von Le Havre aus am 29. Januar 1947 in New York an. Von da an nannte sie sich Emile (Emily) Lob. Sie starb 1981, andere Quellen sprechen von 1970.

 

Vier »Stolpersteine« des Künstlers Gunter Demnig erinnern in der Pirckheimerstraße 22 in Nürnberg an das Schicksal der Familie.

 

Gerhard Jochem: Tag der Schande – Die »Reichskristallnacht« im Norden Nürnbergs. Abrufbar unter: http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_NU_JU_kristald.pdf (aufgerufen am 8. September 2021)

KZ-Gedenkstätte Dachau, Antwort von Laura Heinhold vom 17. 8. 2021 auf Anfrage des Autors

Memorial de la Shoa, Antwort von Dorothée Boichard vom 6. 7. 2021 auf Anfrage des Autors AA; Datenbank Memoires des Hommes: https://www.memoiredeshommes.sga.defense.

gouv.fr/de/arkotheque/client/mdh/engages_volontaires_etrangers/resus_rech.php (aufgerufen am 8. 9. 2021); D-NJ; GBA; GBN 1998; http://foreignlegion.info/depot-

commun-des-regiments-etrangers/ (aufgerufen am 8. 9. 2021); NARA; StadtAN: C 21/X; US-PL; US-SS

 

Quelle: Bernd Siegler, Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder, starfruit publications, 2022

Druckversion | Sitemap
© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025