Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 7. 2. 1911, Nürnberg
† 23. 5. 1955, New York (US)
Fritz Rudi Levy wurde am 1. Mai 1928 Mitglied der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. Er zog 1932 nach Berlin-Charlottenburg in die Knesebeckstraße 35, seinen letzten Mitgliedseitrag entrichtete er im November 1932. Am 30. April 1933 entfernte der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«.
Der Kaufmann Fritz Rudi Levy wurde am 7. Februar 1911 in Nürnberg als jüngster von drei Söhnen des Kaufmannes Ludwig Levy und seiner Ehefrau Louise (geb. Goldschmidt) geboren. Die Familie wohnte damals in der Theodorstraße 57.
Sein Vater Ludwig hatte 1905 das »Warenhaus H. Tietz & Co« in der Königstraße übernommen. Mit dem prachtvollen Neubau des Kaufhauses am Weißen Turm setzte er 1913 in Nürnberg Maßstäbe. »Unsere Stadt hat in den letzten Jahren manchen neuen Geschäftsneubau gesehen […] Der Glänzendste dürfte aber wohl der Neubau der Firma Tietz in der Ludwigstraße sein«, hieß es in der Nürnberger Zeitung. Ludwig Levy starb am 31. Januar 1922, Fritz war zu dieser Zeit noch nicht einmal elf Jahre alt. Seine Mutter Louise übernahm die Führung des Kaufhauses, zu dem auch ein kleineres Haus in Fürth gehörte. Sie heiratete am 18. Januar 1927 den christlichen Kaufmann und Kunstmaler Theodor Hartner. Das Ehepaar bewohnte seit 1935 eine stattliche Villa in der Dutzendteichstraße 24.
Um der Arisierung zu entgehen, lief die Firma ab 1933 auf Hartners Namen, und noch im gleichen Jahr wurde das Warenhaus in »Kaufhaus Weißer Turm« umbenannt. Trotzdem blieben der Familie rassistische Boykotte nicht erspart. Es kam zwar nicht zu einer erzwungenen »Arisierung« des Kaufhauses, aber die Familie Levy wurde trotzdem aus dem Geschäft gedrängt. 1938 trennte sich Theodor Hartner auf Druck der Nationalsozialisten von seiner Frau. Sie beging einen Monat später, am 7. Dezember 1938, kurz nach den Gewaltexzessen der Reichspogromnacht, Selbstmord.
Fritz Rudi Levy wohnte zuletzt in der Äußeren Cramer-Klett-Straße 5 und wurde laut Meldedatei am 7. März 1936 nach Palästina abgemeldet. Am 9. März 1936 heiratete Levy in Berlin-Wilmersdorf Liselotte Therese Worms aus Greiz. Als er am 16. Februar 1938 in Le Havre mit seiner Frau das Schiff »Champlain« Richtung USA bestieg, gab er als seinen letzten Wohnsitz Haifa in Palästina an. Am 27. März 1938 kamen sie in New York an und gaben vier Tage später ihre Absichtserklärung zur Einbürgerung ab. Sie änderten ihren Nachnamen in Leeds.
Fritz Rudi Levy (Fred Leeds) wurde am 16. Februar 1940 für die US- Army registriert, am 1. März 1940 kam sein Sohn Henry L. zur Welt. Die Familie lebte in Jackson Heights in Queens in New York. Am 25. Februar 1941 wurde er in New York eingebürgert.
Fritz Rudi Levy starb im Alter von nur 44 Jahren am 23. Mai 1955 in Queens, New York.
Gerhard Jochem: Reinrassiger Wahnsinn – 85 Jahre Verkündung der »Nürnberger Gesetze«,
Nürnberg 2020
GBN 1998; LAB; NA-PH; StadtAN: C 21/X, C 7/VIII, C 27/; US-PL; US-SI
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications