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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Levite, Siegfried

* 11. 4.1884, Mönchsroth bei Dinkelsbühl

† 1942, Riga-Jungfernhof (LV)

 

Siegfried Levite trat am 1. Mai 1927 als passives Mitglied dem 1. FC Nürnberg bei. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Mitgliedsbeitrag hatte er für das erste Quartal 1933 bezahlt.

 

Der Modehaus-Besitzer Siegfried Levite wurde am 11. April 1884 in Mönchsroth bei Dinkelsbühl als jüngster von vier Söhnen von Salomon Levite und seiner Frau Jeanette (geb. Wollner) geboren. Als Siegfried Levite sieben Jahre alt, war, starb sein Vater.

 

Im Ersten Weltkrieg diente er im 28. Bayerischen Infanterie-Regiment und am 10. März 1919 zog der Kaufmann von München nach Nürnberg. Levite wurde Mitinhaber des »Modehauses Thomas Rupp« in der Allersberger Straße 69/71 in Nürnberg. Am 19. Dezember 1919 heiratete er die in Chemnitz geborene Protestantin Frieda Abraham. Weil deren Mutter jüdischen Glaubens war, galt sie in der Klassifizierung des NS-Regimes als »Mischling 1. Grades«. Auf ihrer Meldekarte ist vermerkt, dass sie am 21. September 1925 aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist. Am 11. November 1920 kam Sohn Erich Adolf zur Welt. Ab November 1927 wohnte die Familie in der Guntherstraße 56 und zog im Juni 1939 in die Theodorstraße 9.

 

Im Alter von 16 Jahren brachten die Eltern ihren Sohn Erich Adolf in Sicherheit. Sie schickten ihn am 14. Juli 1937 mit dem Schiff »Berengaria« von Southampton nach New York. Im März 1942 ging Erich Adolf Levite zur Infanterie der US-Army und beantragte am 13. Juli 1942 als Erich (Eric) Adolph Levite die Einbürgerung. Er wohnte damals in der Jefferson Street in Manhattan. Seine »Petition of Naturalization« wurde am 30. April 1943 abgewiesen. Einem erneuten Gesuch am 16. Oktober 1943 in Alexandria, Louisiana, wurde hingegen stattgegeben. Am 19. Februar 1948 heiratete Erich Adolph Levite in Wien Katharina Amalia Kundtner aus Wien und am 5. September 1948 kam seine Frau mit dem Schiff »General Taylor« in New York an. 1950 wohnte das Paar in Junction City in Kansas.

 

Erich Levite kehrte am 21. Dezember 1954 erstmals als US-Bürger nach Deutschland zurück und pendelte danach zwischen New York, London und Nürnberg. Laut dem Nürnberger Adressbuch von 1960 wohnte er damals in der Guntherstraße 56. Auf der Ausländermeldekarte ist ausdrücklich vermerkt, dass ihm dieses Haus gehörte. Erich Adolph Levite starb am 7. August 1964 in St. Blasien im Hochschwarzwald.

 

Für Siegfried und Frieda Levite jedoch gab es keine Rettung. Sie wurden am 29. November 1941 von Nürnberg aus mit dem Zug nach Riga-Jungfernhof deportiert. Bei diesem Transport wurden vom Bahnhof Märzfeld auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände 1.008 fränkische Jüdinnen und Juden ins Baltikum verschleppt, darunter 517 aus Nürnberg, von denen am Ende nur 18 überlebten. Auch das Ehepaar Levite wurde im Außenlager Ghetto Riga ermordet. Als Todesdatum gilt offiziell »00. 00. 1942«.

 

Alfred Gottwald / Diana Schulle: Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945, Wiesbaden 2005

AA; DNB; GBA; NARA; StadtAN: C 21/X, C 21/XI; USC; US-PL; https://www.artdeco- boulevard.de/de/medien/herausgeber#publisher-C16 (aufgerufen am 9. 8. 2021)

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025