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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Künstler, Annemarie

* 5. 2. 1918, Nürnberg

† 7. 12. 2018, Stillwater, Oklahoma (US)

 

Am 1. Mai 1932 wurde Annemarie Künstler Mitglied des 1. FC Nürnberg, sie spielte Tennis. Am 30. April 1933 entfernte der FCN sie aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihrer Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den ersten und einzigen Beitrag in Höhe von 30 Pfennigen hatte sie für Mai 1932 entrichtet.

 

Die Stenotypistin Annemarie Künstler wurde am 5. Februar 1918 als älteste Tochter des Kaufmanns Moriz (Moritz) Künstler und dessen Ehefrau Julie Anne (geb. Cahn) geboren. Am 25. Dezember 1919 kam ihr Bruder Peter Justin zur Welt. Die Eltern waren 1898 nach Nürnberg gezogen und wohnten zunächst in der Heideloffstraße 13, dann ab März 1934 am Heideloffplatz 3, und ab April 1939 in der Tuchergartenstraße 15.

 

Laut Meldedatei der Stadt Nürnberg wurden Annemarie Künstler am 24. April 1939 und ihr Bruder Peter am 5. September 1939 abgemeldet nach Littlehampton in West Sussex in Südostengland. Annemarie nannte sich fortan Annemaria Sara Kunstler und wohnte in Norwich, der Hauptstadt der Grafschaft Norfolk bei der Young Women’s Christian Association (Motto der Y.W.C.A: »In service for the girls of the world«) in der Theatre Street. Als Beruf gab sie Stenotypistin an, hatte aber keine Stelle. Nach Kriegsausbruch wurde sie wie alle deutschen Flüchtlinge in Großbritannien zu einem »Female Enemy Alien«. Am 6. Dezember 1939 entschied das Gericht, dass Annemaria Sara Kunstler von der Internierung ausgenommen wird.

 

Ihre Eltern wurden am 24. März 1942 von Nürnberg mit dem Zug nach Polen deportiert und am 10. April 1942 im Ghetto Izbica ermordet.

 

Nach dem Krieg arbeitete Annemaria Kunstler als Sekretärin in Oxford. Mit der Absicht, nach Kanada auszuwandern, fuhr sie am 13. Juli 1949 von Southampton mit dem Schiff »Aquitania« nach Halifax. Am 15. Oktober 1950 heiratete sie in Oklahoma City Theo Goldenberg, der im April 1934 von Hamburg in die USA emigriert war. Das Paar lebte dann in Stillwater, Oklahoma. Im Juli 1951 stellte Annemaria als Anne Marie Goldenberg in Oklahoma City den Antrag auf Einbürgerung. Am 4. Juli 1953 wurde Tochter Judith Linda geboren, im September 1955 erhielt Anne Marie Goldenberg die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

 

Auch ihr Bruder emigrierte in die USA, arbeitete dort als Maschinenbauingenieur und starb am 12. Mai 1992 in Cleveland, Ohio. Anne Marie Goldenberg (geb. Künstler) starb am 7. Dezember 2018 im Alter von 100 Jahren in Stillwater, Oklahoma.

 

GBN 1998; GB-NAI; NA-T; StadtAN: C 21/X

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025