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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Kirschbaum, Anna

* 15. 4. 1912, Nürnberg

† März 1999, Camden (GB)

 

Anna Kirschbaum trat am 1. Februar 1930 in die Tennis- und Schwimmabteilung des 1. FC Nürnberg ein. Sie gab dabei als Beruf »Haustocher« an. Am 30. April 1933 entfernte der FCN sie aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihrer Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Mitgliedsbeitrag hatte sie für März 1933 entrichtet.

 

Anna Kirschbaum wurde am 15. April 1912 als viertes Kind des Besitzers der Dampfziegelei Eltersdorf, Eugen Kirschbaum, und dessen Ehefrau Paula (geb. Süßheim) geboren. Sie hatte eine Schwester (Erna) und zwei Brüder (Eugen und Karl). Die jüdische Familie wohnte in der Virchowstraße 22.

 

Am 19. Januar 1922 starb Annas Bruder Eugen im Alter von 14 Jahren, am 7. Dezember 1928 starb ihr Vater. Seit Anfang September 1930 wohnte und arbeitete Anna Kirschbaum bei dem jüdischen Rechtsanwalt Dr. Franz Cahn, dem Vorsitzenden der Satzungskommission des 1. FCN und ebenfalls Mit glied in der Tennisabteilung des Clubs. Am 7. September 1931 heiratete Anna Dr. Franz Cahn, am 1. Juni 1932 kam ihre Tochter Renate zur Welt.

 

Annas Bruder Karl emigrierte am 13. Oktober 1934 in die USA. Er zahlte für seine Mutter Paula zur Auswanderung Gelder beim Jewish Transmigration Bureau ein. Die Mutter fuhr am 19. Dezember 1935 von Hamburg aus in die USA, besuchte ihren Sohn und kehrte wieder nach Nürnberg zurück. »Soll sich zur Zeit in New York aufhalten« hieß es über sie in der Meldekarte für den 7. Februar 1936, und dann »abgemeldet nach Cuba« am 15. Oktober 1941. Die Polizeidirektion Nürnberg vermeldete im August 1946, dass Paula Kirschbaum am 30. Oktober 1941 nach Kuba verzogen wäre. Am 10. Oktober 1942 flog sie von Havanna nach Miami. Ob Paula Kirschbaum in den USA geblieben ist, ist nicht zu klären.

 

Zu dieser Zeit war Anna Kirschbaum längst in England. Ihr gelang am 14. April 1939 mit ihrem Mann Franz Cahn und Tochter Renate die Emigration nach England. Sie wohnten in Old Thatch, Bourne End, in Wycombe im südlichen Buckinghamshire. Anna Cahn arbeitete als Haushaltshilfe.

 

Obwohl das Tribunal am 6. Oktober 1939 entschied, dass sie von der Internierung ausgenommen wären, waren sie bis zum 18. April 1941 als »Enemy Aliens« auf der Isle of Man interniert. Anna Cahn und ihre Tochter waren im Rushen Camp interniert. Dieses Camp im Süden der Insel war das einzige zivile Lager, in dem Frauen und Kinder als »feindliche Ausländer« festgehalten wurden. Im Gegensatz zu den »Male Enemy Aliens« wurden Anna und Tochter Renate bei lokalen Familien untergebracht und nicht in beschlagnahmten Pensionen. Annas Mann Franz war im Mooragh Camp im Norden der Insel interniert. Nach ihrer Entlassung erwarben die Cahns die britische Staatsbürgerschaft. Annas Mann arbeitete in der Wirtschaft, zuletzt als Abteilungsleiter, und starb am 5. Oktober 1965 im Universitätskrankenhaus St. Pancras in London.

 

Anna Cahn (geb. Kirschbaum) starb im März 1999 im Alter von 86 Jahren in Camden. Ihre ältere Schwester Erna wurde am 23. April 1942 in das Durchgangsghetto Kraśniczyn bei Lublin (Polen) deportiert und am 1. Mai 1945 für tot erklärt.

 

AA; GBN 1998; GB-NAI; NARA; StadtAN: C 21/X; US-PL

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025