Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
Herbert Baer, 1938
* 29. 1. 1909, Nürnberg
† 24. 4. 1982, Hillside, Illinois (US)
Herbert Baer wurde am 1. Mai 1930 Mitglied der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. Genau drei Jahre später strich der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Seinen letzten Beitrag hatte Herbert Baer für den Dezember 1932 entrichtet.
Der Kaufmann Herbert Baer wurde am 29. Januar 1909 in Nürnberg als Sohn des jüdischen Fabrikbesitzers Adolf Baer und seiner Frau Babette (geb. Seidenberger) geboren. Herbert Baer hatte einen älteren Bruder (Hans Heinrich) und eine jüngere Schwester (Edith Else). Die Familie wohnte damals zunächst in der Theodorstraße 11 und dann am Prinzregentenufer 7 in einer herrschaftlichen 12-Zimmer-Wohnung in einem prächtigen Jugendstilhaus (heute bekannt als »ADAC-Haus«). Die Wohnung hatte Adolf Baer 1920 für 1,2 Millionen Goldmark erworben. Er war zu dieser Zeit Besitzer der Bronze- farben- und Aluminiumpulver-Werke in Fürth.
1919 besuchte Herbert Baer zusammen mit zwölf weiteren jüdischen Schülern die Gymnasialklasse 1 B des Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter- Gymnasium). Er wechselte dann auf die Städtische Handelsschule für Knaben (heute: Johannes-Scharrer-Gymnasium). »Durch im allgemeinen großen Fleiß ist es dem Schüler gelungen, zufriedenstellende Erfolge zu erzielen. Sein Betragen war sehr lobenswert«, schrieb sein Klassenlehrer Dr. Linnert in der Klasse 3 A zum Schuljahresende 1924/25.
Am 10. April 1937 fuhren seine Eltern für sechs Wochen in die USA, um dort den Bruder von Babette Baer zu besuchen. Kaum zurückgekehrt starb Vater Adolf am 7. September 1937 in der »Kuranstalt Neuwittelsbach« in der Romanstraße 11 in München.
Am 10. November 1938, in der Reichspogromnacht, wurde Herberts Bruder Hans in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Erst am 23. Dezember 1938 kam er wieder frei. Die Familie musste die Bronzefarben-Firma im Zuge der Arisierung zu einem Spottpreis an den Fürther Unternehmer Jacob Eckart (Eckart-Werke), ein NSDAP-Mitglied, verkaufen.
Die Familie emigrierte dann nach England und in die USA. Herbert Baer flüchtete schon Ende Januar 1939 nach Brüssel. Am 29. Januar 1940 emigrierte der Kaufmann mit dem Schiff »Zaandam« von Rotterdam nach New York. Im April 1940 gab er die »Declaration of Intention« ab, im Oktober wurde er für die US-Army registriert. Zu dieser Zeit arbeitete er bei der Maschinenbaufirma Netzler Clamp Co. Am 27. Juni 1942 heiratete Herbert Baer in New York Helma Stern, die im Mai 1940 mit der »Cameronia« von Glasgow nach New York gekommen war. Dort kam auch Sohn Alan zur Welt.
Herbert Baers Bruder Hans war im September 1939 nach England und im März 1940 von Antwerpen aus mit der »Westernland« in die USA ausgewandert. Mutter Babette überlebte die Schoah in Brüssel und emigrierte am 20. Juli 1946 von Rotterdam in die USA nach Chicago, Illinois.
Herbert Baer starb im Alter von 73 Jahren am 24. April 1982 in Cook County, Illinois.
GBM; JS; NA-CH; StadtAN: C 21/X, C 130 Nr. 81; US-EK; US-NYC; US-SS
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications