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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Familie Hopf

Hopf, Ernst Sigmund

* 16. 10. 1885, Nürnberg

† 19. 4. 1935, München

 

Hopf, Fritz Julius

* 3. 11. 1916, Nürnberg

† 23. 1. 1977, Ardmore, Pennsylvania (US)

 

Hopf, Lisa Barbara

* 11. 4. 1920, Nürnberg

† 24. 6. 2000, Charlotte, Florida (US)

 

Hopf, Marie

* 31. 5. 1891, Mannheim

† 16. 3. 1974, Montclair, New Jersey (US)

 

Ernst Hopf war schon vor 1928 passives und ab Januar 1929 aktives Mitglied des 1. FC Nürnberg. Auf seiner Mitgliedskarte sind weder Eintrittsdatum noch Abteilung vermerkt. Seine Frau Marie und seine beiden Kinder traten am 1. Juni 1930 dem Club bei. Marie und Tochter Lisa Barbara waren in der Tennisabteilung aktiv, Sohn Fritz bei den Leichtathleten. Die ganze Familie wurde am 30. April 1933 von der Mitgliederliste entfernt. Der obligatorische Stempel »30. APR. 1933« findet sich bei Ernst Hopf nicht unter der Rubrik »Austritt«, sondern unter der Rubrik »Klubzeitung zurückgezogen am«. Die letzten Mitgliedsbeiträge hatte die Familie Hopf für Juni 1933 bzw. für das gesamte Jahr 1933 im Voraus entrichtet.

 

Ernst Hopf war ein Mitglied der Familie Hopf, die sich als eine der ersten jüdischen Familien ab 1850 wieder in Nürnberg niederlassen durfte. Die Hopfs schrieben in Nürnberg als Bankiers und vor allem als Hopfenhändler Geschichte. Nürnberg entwickelte sich zu einer der führenden Städte für Hopfenhandlung und -veredelung in Europa.

 

Ernst Sigmund Hopf wurde am 16. Oktober 1885 als Sohn des Kommerzienrates Hans Stefan Hopf und seiner Frau Elise (geb. Josephthal) in Nürnberg geboren. Sein Bruder Ludwig war ein Jahr älter, seine Schwester Betty knapp zwei Jahre jünger. Ernst Hopf besuchte 1897 die Eingangsklasse IV B des Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Die jüdische Familie wohnte zunächst in einem Gebäude in der Bahnhofstraße 3, das auch als Geschäftshaus für die Firma »Hopf & Söhne« diente.

 

Am 23. Februar 1913 heiratete Ernst Hopf die am 31. Mai 1891 in Mannheim geborene Marie Loeb. Sie war Tochter des Kaufmanns Julius Loeb und seiner Frau Friede (geb. Berolzheimer). Am 3. November 1916 und am 11. April 1920 kamen die Kinder Fritz Julius und Lisa Barbara zur Welt. Die Familie wohnte zu diesem Zeitpunkt im Elternhaus von Ernst Hopf, einer herrschaftlichen Villa in der Blumenstraße 11.

 

Der Kaufmann Ernst Hopf hatte im Ersten Weltkrieg unter anderem im 3. Bayerischen Fußartillerie-Regiment in Ingolstadt gekämpft. Als er 1919 anstelle seines in der Blumenstraße 17 (heute: Kunstvilla Nürnberg; Anm. d. Verf.) wohnenden Großonkels Emil Hopf in das Hopfengeschäft einstieg, hatte sich die Lage für viele Hopfenhandelshäuser aufgrund der starken Konkurrenz aus dem In- und Ausland sowie des Ersten Weltkrieges extrem verschlechtert. Die Firma »Hopf & Söhne« rettete sich durch den Zusammenschluss mit den Firmen Krakenberger und Hesselberger vor dem drohenden Ruin.

 

Laut Meldebehörde trat die gesamte Familie von Ernst Hopf am 9. Juni 1921 aus der Israelitischen Religionsgemeinschaft aus.

 

Nach 1933 befand sich in der benachbarten Blumenstraße 9 die »Arisierungsstelle« für Nürnberg. Das Gauhaus von Gauleiter und Stürmer-Herausgeber Julius Streicher lag ebenfalls nur ein paar Schritte entfernt. Die Villen Blumenstraße 11 und 17 wurden Ende der 1930er-Jahre zu »Judenhäusern« erklärt. Dort zog die Stadtverwaltung unter Zwang Bürger jüdischen Glaubens zusammen, um Wohnraum für »arische« Mieter zu schaffen.

Laut Meldekarte wurden Ernst und Marie Hopf am 17. Mai 1934 nach Berchtesgaden abgemeldet. Sie müssen aber schon vorher dort gewohnt haben. So gab Fritz Hopf, als er am 8. Februar 1934 mit dem Schiff »Bremen« von Bremerhaven kommend in New York ankam, als letzten Aufenthaltsort Berchtesgaden an. Er arbeitete zunächst in New York als Bankangestellter. Als er am 16. Oktober 1940 für die US-Army registriert wurde, arbeitete er in einer Chemiefabrik.

 

Am 29. November 1934 fuhr Ernst Hopf mit dem Schiff »New York« der Hamburg-Amerika-Linie von Hamburg in die USA. Er erreichte am 7. Dezember 1934 New York, gab bei der Einreise 500 Dollar als Barvermögen an und verneinte eine Einbürgerungsabsicht. Kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland starb er am 19. April 1935 in München im Alter von 49 Jahren (andere Quellen sprechen vom 17. April 1935; Anm. d. Verf.).

 

Marie Hopf emigrierte mit Tochter Lisa Barbara am 7. September 1938 mit der »Washington« von Hamburg nach New York – sie kamen acht Tage später dort an.

 

Die beiden waren nicht das erste Mal in New York: Schon am 2. August 1934, am 15. Juli 1935 und am 23. Oktober 1936 waren sie in New York an Land gegangen, hatten aber eine Einbürgerungsabsicht immer verneint.

 

Marie Hopfs Mutter Frieda Loeb wurde am 15. Juni 1942 ins Vernichtungslager Sobibor (Polen) deportiert und am 30. Juni 1942 für tot erklärt.

 

Marie Hopf starb am 16. März 1974 im Alter von 82 Jahren in Montclair, New Jersey. Sohn Fritz starb am 23. Januar 1977 im Alter von 60 Jahren in Ardmore, Pennsylvania. Tochter Lisa Barbara heiratete am 15. April 1951 in New York Garrison B. Welch. Nach seinem Tod heiratete sie im Mai 1970 Raymond H. Bunnell. Lisa Barbara Hopf verstarb am 24. Juni 2000 im Alter von 80 Jahren in Charlotte, Florida.

 

 

Kunstvilla im KunstKulturQuartier: Die Kunstvilla, Nürnberg 2014 Stadtarchiv Mannheim: Personenstandsregister – Heiratsregister

AA; D-BH; GBA; http://www.lorlebergplatz.de/juden_in_erlangen_I_E-J.pdf (aufgerufen am 12. 1. 2022); JS; StadtAN: C 21/X, C 27/V; US-PL; US-SI

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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