Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 18. 2. 1921, Cochem
† 23. 11. 2003, Berlin
Am 1. Mai 1932 trat Marianne Hirsch als Schülerin dem 1. FC Nürnberg bei, sie spielte Tennis. Genau ein Jahr später, am 30. April 1933, entfernte der FCN sie aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihrer Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Beitrag in Höhe von 30 Pfennigen hatte sie für September 1932 entrichtet.
Marianne Hirsch wurde am 18. Februar 1921 in Cochem an der Mosel als Tochter von Ernst Hirsch und seiner Frau Meta (geb. Bonen) geboren. Die jüdische Familie zog am 28. April 1928 nach Nürnberg und wohnte dort in der Sulzbacher Straße 45 und später in der Nornenstraße 7.
Laut Meldekarte zog Marianne Hirsch am 22. September 1936 nach Genf. Dort machte sie dann eine Krankenpflege-Ausbildung und erhielt am 31. Dezember 1938 von der L’école des amis de l’enfance Genève ihr Diplom als Krankenschwester.
Die Familie wurde laut Meldebehörde am 28. Juni 1939 »n. London abgemeldet«. Vater und Mutter wohnten zunächst in Golders Green im Norden von London und dann in Hendon in der Grafschaft Middlesex – heute Greater London. Marianne Hirsch heiratete im April 1944 in Paddington Gerhard Moses, der 1939 mit einem Kindertransport von Hamburg nach Großbritannien gekommen war.
In der deutschsprachigen, in New York erscheinenden Exilzeitung Aufbau erschien in der Ausgabe vom 7. Januar 1944 in der Rubrik »Our girls and our boys in the Army« das Bild einer »Corporal Marianne Hirsch (British Army ATS)«. Der Auxiliary Territorial Service (ATS) war die am 9. September 1938 etablierte Frauenabteilung des britischen Heeres während des Zweiten Weltkriegs. Ob es sich dabei um die in Cochem geborene Marianne Hirsch handelte, ist nicht bekannt.
Vater und Mutter zogen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Echternach, Luxemburg. Ernst Hirsch starb dort 1946, seine Frau Meta 1974. Marianne Hirsch lebte in der DDR, betätigte sich als Journalistin und heiratete den Journalisten Hans Klaus Fritz Wilczynski. Der Sohn eines jüdischen Zahnarztes in Berlin-Charlottenburg war 1937 mit seiner Mutter nach England ausgereist, wurde nach Australien deportiert, ging dort zur Armee und kehrte 1947 zurück nach Ost-Berlin. Dort arbeitete er bis 1952 als Rundfunkjournalist und wurde wegen Westemigration entlassen, aber 1953 rehabilitiert. Von 1955 bis 1995 arbeitete er als Journalist für die Berliner Zeitung und befasste sich dort mit der Außenpolitik.
Marianne Wilczynski (geb. Hirsch) verstarb am 23. November 2003 im Alter von 82 Jahren in Berlin-Pankow.
GB-GRO; GB-NAI; https://www.eulenspiegel.com/autoren/autor/1007-klaus-wilczynski. html (aufgerufen am 17. 10. 2021); https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/
Manuskripte_53_2.pdf (aufgerufen am 17. 10. 2021); StadtAN: C 21/X
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications