Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 7. 7. 1920, Nürnberg
† 6. 11. 1995, New York (US)
Fritz Hechinger trat am 1. April 1932 als Schüler in die Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg ein. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Beitrag hatte er für Oktober 1932 entrichtet.
Der Journalist Fritz Hechinger wurde am 7. Juli 1920 in Nürnberg als Sohn des Hals-Nasen-Ohren-Arztes Dr. Julius Hechinger und seiner Frau Lilly (geb. Niedermaier) geboren. Die Familie wohnte in der Sulzbacher Straße 41 a und in der Wodanstraße 5, die Praxis war in der Königstraße 33.
Laut Meldedatei wurde Hechinger am 27. Januar 1937 nach New York abgemeldet und kam aus Rotterdam mit dem Schiff »Veendam« am 8. Februar 1937 in New York an. Am 28. April 1943 stellte er als Fred Michael Hechinger in Winchester, Tennessee, seinen Antrag auf Einbürgerung, dem dann am 30. Juni 1943 stattgegeben wurde. Seine Eltern hielten sich vor dem November 1938 schon längere Zeit in den USA auf. Einen Tag vor der Pogromnacht kam das Ehepaar nach Nürnberg zurück, da dem Arzt zugesichert worden war, er könnte als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges seine Praxis weiterführen. »Trotzdem wurde seine Praxiseinrichtung, die sich im Ostermeyer-Haus in der Königstraße befand, vollständig zerstört«, hieß es im Bericht der Kriminalpolizeiinspektion. Die Eltern emigrierten endgültig am 9. April 1939 in die USA.
In den USA startete Fred M. Hechinger als Journalist eine steile Karriere. Zunächst machte er seinen Bachelor am City College in New York. Im Zweiten Weltkrieg war er als Nachrichtendienstoffizier der US-Army in London eingesetzt. Nach Kriegsende blieb er in England und studierte an der University of London, danach arbeitete er für verschiedene Nachrichtenagenturen als Auslandskorrespondent für Europa und den Mittleren Osten.
Hechinger spezialisierte sich auf die Themen Bildung, Pädagogik und Erziehung und schrieb für große Zeitungen wie die Times in London, den New York Herald Tribune, die Washington Post und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Von 1959 bis zu seinem Ruhestand 1990 arbeitete er als Redakteur für Bildung bei der New York Times und schrieb mehrere Bücher über den öffentlichen Bildungsauftrag und das Schulsystem, zuletzt war er Präsident der New York Times Foundation Company. Dreimal wurde Hechinger mit dem renommierten Georg Polk Career Award der Long Island University in New York ausgezeichnet.
Mittlerweile hatte er Grace Bernstein geheiratet. Die beiden Söhne Paul D. und John E. Hechinger wurden ebenfalls erfolgreiche Journalisten – sein Enkel Fred Hechinger ein erfolgreicher Filmschauspieler.
Im Ruhestand wirkte Hechinger als Berater der Carnegie Corporation in New York und als Mitglied des Nationalen Beraterkomitees des Yale-New-Haven-Teachers-Institute.
31 Jahre lang hatte Fred M. Hechinger für die New York Times eine Bildungskolumne verfasst. In seiner letzten Kolumne blickte er 1990 auf seine lange Karriere im Bildungsjournalismus zurück: »Die Amerikaner sind auf dem Mond gelandet, aber die Schulen sind immer noch mit weltlichen Problemen wie der Beherrschung von Mathematik und Naturwissenschaften verseucht […] Einige Dinge haben sich verschlimmert: Armut, zerfallende Familien, Drogen, Gewalt […] Schlechte Nachrichten müssen gemeldet werden. Aber in den drei Jahrzehnten seit meiner ersten Kolumne gab es auch gute Nachrichten, und es hat mir Spaß gemacht, darüber zu schreiben […] Die besten Nachrichten kamen immer aus den Klassenräumen, wo die Kinder lernten und dies genossen […] Aber nachdem ich solche Klassenräume verlassen habe, denke ich an Hunderttausende von Jugendlichen, denen es nie erlaubt ist, solche Freuden zu schmecken […] Ich versuchte, die Inseln der Exzellenz zu feiern, aber ich konnte das Meer der Vernachlässigung und Apathie nicht übersehen, das drohte, die Inseln zu überfluten.«
Fred M. Hechinger starb am 6. November 1995 im Alter von 75 Jahren in seiner Wohnung in Manhattan an einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod baute das Teachers-Institute das Hechinger-Institut für Bildung auf, das bis heute den Hechinger Report herausgibt. »Fred Hechinger war die Stimme der Weisheit, der Vernunft und des Gewissens in der oft unbeständigen Welt der Bildung«, resümierte Arthur Gelb, der Chefredakteur der New York Times.
Zwei Preise für herausragende Bildungsberichterstattung der Columbia Journalism School und der Education Writers Association sind heute nach Fred M. Hechinger benannt.
HB; https://hechingerreport.org/about-fred-hechinger/ (aufgerufen am 15. 10. 2021); http://hechinger.tc.columbia.edu/who-we-are/fred-hechinger/ (aufgerufen am 15. 10. 2021); NARA; StadtAN: C 21/X; US-PL
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications