Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 22. 4.1905, Nürnberg
† 26.10.1990, Orléans (FR)
Der Kaufmann Rudolf Gutkind wurde am 1. April 1925 Mitglied des 1. FC Nürnberg. Er war vielseitig sportlich interessiert und gehörte den Abteilungen Tennis, Wintersport und Boxen an. Am 30. April 1933 entfernte der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Seinen letzten Beitrag hatte Gutkind für Februar 1933 entrichtet.
Rudolf Gutkind wurde am 22. April 1905 in Nürnberg als ältestes von drei Kindern des jüdischen Kaufmannes Gustav Gutkind und seiner Frau Elisabeth (geb. Hempel), die der katholischen Kirche angehörte, geboren. Er besuchte 1914/15 die Gymnasialklasse 1 B des damaligen Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium).
Rudolf Gutkinds Bruder Paul starb im Januar 1908 im Alter von nur sieben Monaten, seine Schwester Elisabeth wurde am 14. Mai 1910 geboren.
Die Familie wohnte zunächst am Heideloffplatz 3 und später in der Glockenhofstraße 16 b.
Vater Gustav war Mitinhaber der Nürnberger Sportartikel- und Schneeschuhfabrik »Gutkind & Einstein«. Er kaufte 1920 von dem Schweinfurter Spenglermeister Fritz Stöcklein das Patent für den schnurlosen Fußball. Der von Faustball und Fußball begeisterte Stöcklein hatte ein aus Messing-Blech hergestelltes Rückschlagventil erfunden, das in den sich unter dem Leder befindenden Gummiball geschraubt werden konnte. Die bislang übliche Verschnürung des Balles wurde damit überflüssig. Fritz Stöcklein meldete seine Erfindung als Patent an – den schnürlosen »VAU-DE-Es«-Fußball (Patentnummer 356573). Die Anmeldung galt für Deutschland, England, Luxemburg, Amerika, Dänemark, Belgien, Schweiz, Frankreich und Italien. Diese Entwicklung revolutionierte den Fußball und sorgte bei »Gutkind & Einstein« für gute Umsätze. Vater Gustav war vom 1. Juli 1927 bis Ende 1931 passives Mitglied beim 1. FC Nürnberg.
Laut Meldekartei zog Rudolf Gutkind am 10. März 1925 nach Hamburg und im März 1934 nach Mühlhausen. Seine Schwester Elisabeth meldete sich im Mai 1930 nach Berlin ab. Die Eltern emigrierten demnach am 27. Februar 1935 nach Haifa, Palästina, und gaben ihren Wohnsitz in Nürnberg im November 1935 auf.
Rudolf Gutkind wurde am 27. November 1946 in Frankreich eingebürgert. Er starb am 26. Oktober 1990 in Orléans im Alter von 85 Jahren.
Hannes Helferich: Der Mann, der dem Ball den Schnüdel nahm, in: inFranken.de, 24. 8. 2015 JS; StadtAN: C 21/X
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications