Hier finden Sie uns

SFZ Jean-Paul-Platz
Jean-Paul-Platz 10
90461 Nürnberg

Kontakt

Rufen Sie einfach an unter

0911 457581

Fax: 0911 457582

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Guggenheimer, Susanne

* 5. 12. 1921, Nürnberg

† 19. 11. 2009, Basel (CH)

 

Am 1. Juni 1932 wurde Susanne Guggenheimer Mitglied in der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. Am 30. April 1933 entfernte der FCN sie aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihrer Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Beitrag hatte sie für Dezember 1932 entrichtet. Die Künstlerin Susanne Guggenheimer wurde am 5. Dezember 1921 als Tochter des Ingenieurs und Fabrikbesitzers Dr. Siegfried Guggenheimer und seiner Frau Margarete (geb. Bloch) in Nürnberg geboren. Ihr Bruder Heinrich Walter kam am 22. Juli 1924 zur Welt. Die jüdische Familie wohnte in der Bayreuther Straße 10 und in der Gleißbühlstraße 15.

 

Ihr Vater war promovierter Physiker und gründete 1906 in Nürnberg eine erfolgreiche Firma zur Herstellung und zum Verkauf elektrischer Messgeräte, die er 1921 in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Er schied dann als Teilhaber aus und gründete 1925 das »Noris Tachometerwerk Dr. Siegfried Guggenheimer«. Der Unternehmer Guggenheimer gehörte zu den Förderern der Handelshochschule Nürnberg und war lange Vorsitzender der Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken in Berlin. Außerdem war er führendes Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und bis 1928 deren Vorsitzender im Bayerischen Landeswirtschaftsausschuss.

 

Auf Druck der NS-Machthaber firmierte die »Dr. Siegfried Guggenheimer AG« seit 1933 unter dem Namen »Metrawatt AG«. Als Siegfried Guggenheimer 1937 gezwungen wurde, die Geschäftsführung im Tachometerwerk aufzugeben, verließ die Familie Deutschland. Laut Meldekarte wurde der Vater im Dezember 1937 nach London, Mutter und Tochter im November bzw. Dezember 1937 nach Florenz und Heinrich Walter Guggenheimer schließlich nach Freiburg abgemeldet.

 

Siegfried Guggenheimer zog ebenfalls nach Florenz, wo er am 8. Dezember 1938 starb. Mutter Margarete kehrte später in ihre Geburtsstadt Basel zurück. Bruder Heinrich studierte in Zürich und emigrierte in die USA.

 

Susanne Guggenheimer ging 1937 und 1938 auf die Kunstakademie in Florenz. Sie belegte zudem an der Kunstgewerbeschule Basel Kurse für Fotografie und Grafik. Bei den Brüdern Eidenbenz in Basel, zwei in der Schweiz renommierten Fotografen und Plakatgestaltern, absolvierte sie eine Lehre als Fotografin.

 

Susanne Guggenheimer war Schweizer Staatsbürgerin – sie arbeitete als Kunstmalerin, Grafikerin, Zeichnerin, Bildhauerin und Fotografin und verfasste Gedichte. 1940 heiratete sie in Basel Ernst Levy und stellte im gleichen Jahr beim brasilianischen Konsulat in Zürich einen Antrag auf Einwanderung nach Brasilien.

 

Dennoch lebte sie weiterhin in Arlesheim im Kanton Basel, malte Landschaften und schuf Plastiken, Collagen und großformatige abstrakte Bilder. Seit 1977 stellte sie – in der Regel auf handgeschöpftem Papier – Künstlerbücher mit eigenen Texten und besonderen grafischen Techniken her. Viele davon wurden von der Basler Papiermühle, dem Schweizerischen Museum für Papier, Schrift und Druck, herausgegeben.

 

Etwa der Gedichtband Findlinge (Arlesheim, 2000) mit 33 Gedichten, Zeichnungen und Linolschnitten der Künstlerin auf handgeschöpftem Papier aus Zellstoff, Eukalyptus und Stroh.

 

In diesem Buch ist auch das nachfolgende Gedicht von Susanne Guggenheimer enthalten:

 

Im Rauch gen Himmel die unzähligen Namen jetzt schallt es zurück. oder

Auf der Traumstraße den vorgezeigten Weg zu Ende gehen.

Blütenblätter ausstreuen und Findlinge einsammeln.

 

 

Susanne Levy (vormals Guggenheimer) starb am 19. November 2009 in Basel im Alter von 87 Jahren.

 

Susanne Levy: Findlinge, Arlesheim 2000

BR-EK; DEA; https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4001115 (aufgerufen am 1. 10. 2021); https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheimer (aufgerufen

am 2. 10. 2021); NARA; StadtAN: C 21/X

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

Druckversion | Sitemap
© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025