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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Goldschmidt, Ludwig

* 10. 1. 1888, Neumarkt

† 13. 3. 1974, London (GB)

 

Ludwig Goldschmidt trat am 1. Juli 1927 dem 1. FC Nürnberg bei, zunächst als passives und ab 1929 als aktives Mitglied. Die Abteilung ist nicht bekannt. Obwohl er Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg war, entfernte ihn der FCN am 30. April 1933 aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den gesamten Jahresbeitrag von 18 Mark für das Jahr 1933 hatte er bereits bezahlt.

 

Der Fabrikdirektor Ludwig Goldschmidt wurde am 10. Januar 1888 in Neumarkt als Sohn des Kaufmanns Adolf Goldschmidt und seiner Frau Johanna Goldschmidt, wohnhaft in Frankfurt, geboren. Sein Vater leitete in Neumarkt die »Velocipedfabrik Goldschmidt & Pirzer«, eine der ersten Fahrradfabriken Deutschlands, die späteren »Express-Werke«.

 

Im Ersten Weltkrieg diente Ludwig Goldschmidt, dessen Firma »S. Goldschmidt & Sohn« Herde und Öfen herstellte, bei der Armierungs-Ersatz-Abteilung des II. Bayerischen Armee-Korps in Germersheim und wurde später mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

 

Im Januar 1918 heiratete Goldschmidt in Frankfurt Sophia Blanka Friedbörig aus Mainz. Am 23. Juli 1919 kam Sohn Fritz, am 19. März 1922 Sohn Ernst, und am 11. Mai 1928 Sohn Heinz zur Welt. Die Familie wohnte zunächst in der Tiergartenstraße 60, dann in der Ernst-von-Rath-Allee (heute: Parsifalstraße). Vom Balkon des Hauses in der Tiergartenstraße aus konnten die Goldschmidts die Reden von Adolf Hitler auf dem Reichsparteitagsgelände hören, erinnerte sich Sohn Ernst.

 

Die Familie war nicht sehr religiös, Ludwig Goldschmidt besuchte nur einmal im Jahr die Synagoge – an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Als sein ältester Sohn Fritz auf dem Schulweg mit Steinen beworfen wurde, schickte er ihn 1934 nach England. Als sein Sohn Ernst im Buch Die Judenfrage im Unterricht von Stadtschulrat Fritz Fink und später in der Ausgabe 44/1937 des Stürmer als Musterbeispiel für einen 14-jährigen jüdischen Schüler präsentiert wurde, nahm Ludwig Goldschmidt ihn von der Schule und in seine Firma auf. Im Juni 1938 ging Ernst nach München. Er erinnerte sich, dass seine Mutter vergeblich versucht hatte, den Vater zu einer Ausreise zu bewegen. Ludwig Goldschmidt hatte immer wieder betont, er wolle nicht noch einmal woanders als Flüchtling anfangen.

 

Nachdem die Wohnung der Familie jedoch in der Pogromnacht 1938 schwer verwüstet worden war und Ludwig Goldschmidt verhaftet werden sollte, entschloss sich dieser, mit seiner Familie nach England zu emigrieren, wo er einst als junger Mann seine ersten kaufmännischen Erfahrungen hatte sammeln können.

Also emigrierte Ludwig Goldschmidt mit seiner Frau nach Großbritannien. Am 4. März 1939 wurden sie im Meldeamt Nürnberg nach London abgemeldet. Sie lebten in Devon Rise in Nord-London und Ludwig Goldschmidt fungierte als Direktor einer Ofenfabrik. Ende Oktober 1939 entschied das Tribunal, dass Ludwig Goldschmidt von der Internierung als »Male Enemy Alien« ausgenommen wird.

 

Zusammen mit seinem Nürnberger Schulfreund Sigmund Oppenheimer baute er eine florierende Firma für den Import und Verkauf von Spielzeug aus China auf. Zudem führten sie die Spielkartenproduktion »S. Oppenheimer Ltd« weiter. Sigmund Oppenheimers Vater Emil und Ignatz Sulzbacher hatten 1883 in Nürnberg mit der Firma »Oppenheimer & Sulzbacher« die Herstellung unterschiedlichster Spielkarten begründet. Großen Erfolg hatten sie mit dem Export nach Großbritannien unter der Marke »Global Series«.

 

Nach dem Tod der Gründer übernahmen deren Kinder Sigmund Oppenheimer und Jenny Sulzbacher die Firma, die dann von den Nazis arisiert wurde. Während Jenny Sulzbacher im Alter von 73 Jahren am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 13. Januar 1944 ermordet wurde, konnte Sigmund Oppenheimer nach England emigrieren und tat sich dort mit Ludwig Goldschmidt zusammen.

 

Auch Ludwig Goldschmidts Söhne Fritz (Fred) und Heinz (Harry) waren 1934 bzw. im Dezember 1938 nach Großbritannien emigriert. Fred stieg in die Spielwarenfirma ein. Nach dem Krieg wurden die Goldschmidts englische Staatsbürger und hießen nun Goldsmith. Ernst (Ernest Henry) studierte nach dem Krieg Maschinenbau und ging für acht Jahre in die USA, kehrte aber 1968 mit seiner Familie nach Großbritannien zurück.

 

Am 13. März 1974 (andere Quellen sprechen von 1968; Anm. d. Verf.) verstarb Ludwig Goldschmidt (Louis Goldsmith) im Alter von 86 Jahren in London.

 

AA; GB-NA; http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf_2/EN_NU_JU_goldsmith.pdf (aufgerufen am gerufen am 1. 10. 2021); https://www.wopc.co.uk/games/globe-brand/ (aufgerufen am

1. 10. 2021); StadtAN: C 21/X

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025