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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Felix, Ernst

* 4. 3. 1888 Nebužel (CZ)

† unbekannt

 

 

Ernst Felix trat 1908 dem 1. FC Nürnberg bei und war vor dem Ersten Weltkrieg Spielführer der dritten und vierten Fußballmannschaft des 1. FCN und nach Kriegsende Vorsitzender der Schülerabteilung. Am 30. April 1933 entfernte der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Jahresbeitrag in Höhe von fünf Reichsmark als passives Mitglied hatte er für das Jahr 1933 entrichtet.

 

Der tschechoslowakische Staatsbürger und Kaufmann Ernst Felix wurde am 4. März 1888 in Nebužel (Tschechien) geboren. Der Buchhalter zog nach Nürnberg und heiratete im Juni 1921 Katharine (Katarina) Geist. Am 14. März 1928 kam Sohn Rudolf Eduard zur Welt. Die jüdische Familie wohnte in der Glockenhofstraße 24 und in der Schwanhardtstraße 46.

 

1924 erhielt Felix das silberne Ehrenzeichen des 1. FC Nürnberg »für zahlreiche und hervorragende Verdienste im Sport oder in der Verwaltung«. Vom damaligen Vereinsvorsitzenden Dr. Hans Schregle wurde er in der 1925 erschienenen Festschrift 1. FCN – 25 Jahre gerühmt, »sich in aufopfernder Weise die Sache der Jugendpflege zu eigen gemacht« zu haben.

 

Am 7. August 1931 meldete sich Felix bei der Nürnberger Meldebehörde nach Žatec (deutsch: Saaz) in Tschechien ab und holte im März 1932 seine Frau und seinen Sohn nach. Nach 23 Jahren Mitgliedschaft und jahrelanger Tätigkeit in Vorstand und Verwaltung zog der Kaufmann »aus geschäftlichen Gründen«, wie es in der Vereinszeitung hieß, nach Žatec. Via Vereinszeitung verabschiedete er sich vom Verein: »Ich drücke jedem im Geiste die Hand.«

 

Was Felix in Žatec bzw. Saaz beruflich machte, ist nicht bekannt. Saaz war damals die Hopfenmetropole in Böhmen. Noch heute ist der Saazer Hopfen wegen seines besonderen Aromas weltweit bekannt. Viele Nürnberger Firmen im Hopfenhandel verfügten damals über gute Beziehungen zu Saaz und hatten dort Niederlassungen.

 

»1933 – 25 Jahre im Verein!« war auf der Karteikarte von Ernst Felix beim 1. FCN vermerkt. Zu einer entsprechenden Ehrung kam es aber nicht mehr, weil er am 30. April 1933 von der Mitgliederliste entfernt wurde. Auch in der Festschrift des 1. FC Nürnberg zum 40-jährigen Vereinsjubiläum fehlte sein Name und der von vier weiteren jüdischen Mitgliedern in der »Ehrentafel« der Träger des silbernen Ehrenzeichens. In der Festschrift zum 50-jährigen Vereinsjubiläum waren alle fünf jüdischen Mitglieder wieder aufgeführt.

 

Über das weitere Schicksal von Ernst und Katharine Felix ist nichts bekannt. Ihr Sohn Rudolf, der zuletzt im böhmischen Pnětluky wohnte, wurde am 6. März 1943 von Prag nach Theresienstadt und am 28. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Von dort brachte man ihn am 10. Oktober 1944 nach Kaufering ins Lager III, ein Außenlager des KZ Dachau. Vier Monate später, am 20. Februar 1945, wurde Rudolf Felix in Dachau für tot erklärt.

 

Vereinszeitung des 1. FC Nürnberg, 4/1932

1. FCN – 40 Jahre, Nürnberg 1940

Hans Hofmann: Die Geschichte des 1. Fußballclub Nürnberg und seiner Abteilungen, Nürnberg 1950, S. 218

GBN 2002; StadtAN: C 21/X, C 21/III

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025