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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Erlanger, Herbert Justin Dr.

* 31. 3. 1905, Nürnberg

† 29. 2. 1988, New York (US)

 

Herbert Justin Erlanger trat am 1. Februar 1932 dem 1. FC Nürnberg als passives Mitglied bei. Er wohnte damals noch bei seinen Eltern in der Lenbachstraße 4. Am 30. April 1933 entfernte ihn der Club aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Die letzten Beiträge hatte er für das erste Quartal 1933 bezahlt.

 

Der Rechtsanwalt Herbert Justin Erlanger wurde am 31. März 1905 in Nürnberg als Sohn der jüdischen Kaufmannsfamilie Justin Erlanger und seiner Frau Helene (geb. Neuwahl) geboren. Seine ein Jahr vor ihm geborene Schwester Frieda Anna starb im Alter von 17 Tagen. Herbert besuchte 1915 die Gymnasialklasse 1 B des Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Die Familie wohnte in der Lenbachstraße 4.

 

Herbert Justin Erlangers Mutter starb am 26. März 1923, sein Vater heiratete später Elsa Sachs (geb. Neuwahl).

 

Diese brachte ihren in San Francisco geborenen Sohn Heinrich mit in die Ehe. Sechs Jahre später, am 29. Oktober 1929, starb auch sie.

 

Herbert Justin Erlanger studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1929 an der Universität Bonn. Seine Dissertation in Rechts- und Staatswissenschaften schrieb er zum Thema »Die absorbierende Confusion bei der Bürgschaft: Eine dogmengeschichtliche Betrachtung«. Die Staatsprüfung legte er 1931 ab und erhielt daraufhin seine Zulassung als Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Nürnberg.

 

Das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom 7. April 1933 ermächtigte im Sinne einer Kann-Vorschrift die Behörden, Rechtsanwälten »nicht-arischer Abstammung« die Zulassung zu den Gerichten zu entziehen. Am 5. August 1933 verlor Erlanger seine Zulassung.

 

Am 10. Oktober 1933 emigrierte er zunächst nach Amsterdam und zog dann nach Paris. Am 16. Oktober 1935 fuhr Erlanger mit dem Schiff »Majestic« von Cherbourg (Frankreich) nach New York, wo er sechs Tage später ankam. In New York stellte er am 14. November 1935 seine »Declaration of Intention«. Herbert Justin Erlanger fuhr noch mehrmals nach Europa. In seiner »Petition for Naturalization« vom 5. Dezember 1940 vermerkte er, als Auslandsvertreter der Warner Brothers Pictures zu arbeiten. Dies gab er auch bei seiner Registrierung für die US-Army am 16. Oktober 1940 an.

 

Am 27. August 1946 wurde Erlanger vom Bundesstaat New York mit einer Medaille für seinen Einsatz im Zweiten Weltkrieg als First Lieutenant der 14. Armored Devision ausgezeichnet. Diese Einheit trug am Kriegsende den Rufnamen »The Liberators« (die Befreier), weil sie an der Befreiung der Kriegsgefangenenlager Neustadt/Main, Hammelburg und Moosburg sowie des Außenlagers Ampfing des KZ Dachau beteiligt war.

 

Dr. Herbert Justin Erlanger wohnte in der 44. Straße in New York. Er galt als versierter Numismatiker und schrieb 1979 für den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg den 200-seitigen Band Die Reichsmünzstätte in Nürnberg. Beim Verein für Münzkunde Nürnberg veröffentlichte Herbert Justin Erlanger unter anderem die Publikation Nürnberger Medaillen 1806 – 1981. Die »metallene Chronik« der ehemaligen Reichsstadt im Zeitalter industrieller Kultur. Festschrift zum 100­jährigen Jubiläum des Vereins für Münzkunde Nürnberg e.V. 1982, 3 Bände, Nürnberg 1985.

 

Herbert Justin Erlanger verstarb am 29. Februar 1988 in New York im Alter von 82 Jahren.

 

DEA; JS; NA-PH; NARA; StadtAN: C 21/X; US-PL; US-SS; WR

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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