Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 29. 7. 1909, Nürnberg
† 21. 7. 1986, Roslyn, New York (US)
Am 1. Mai 1921 wurde Paul Weinschenk passives Mitglied des 1. FC Nürnberg. Schriftlich teilte er dem Club am 14. Februar 1928 mit, dass er sich »auf zwei Jahre im Ausland« befände. Am 30. April 1933 strich der Club ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Beitrag hatte er für Dezember 1932 gezahlt.
Der Brauereidirektor Paul Justin Weinschenk wurde am 29. Juli 1909 in Nürnberg als Sohn der jüdischen Kaufmannsfamilie Julius Weinschenk und seiner Ehefrau Gisela (geb. Sundheimer) geboren. Er besuchte 1919 die Gymnasialklasse 1 B des Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Zusammen mit seiner fünfeinhalb Jahre älteren Schwester Elisabeth Lilly wohnte die Familie am Königstorgraben 7.
Am 12. April 1928 hatte sich Paul Weinschenk bei den Meldebehörden nach London abgemeldet. Im September 1928 ging er nach New York und zog laut Meldedatei am 31. Mai 1929 wieder nach Nürnberg. Am 6. August 1929 meldete er sich nach Paris ab, um im Juli 1930 wieder zu den Eltern in die Königsberger Straße 7 zurückzukehren. Am 15. Dezember 1930 starb sein Vater in Nürnberg, die Familie zog Mitte Mai 1931 in die Lenbachstraße 20.
Am 28. Juli 1936 heiratete Paul Weinschenk in Stuttgart Margot Ellen Levi. Ende Januar 1937 fuhr er mit seiner Frau von Boulogne-sur-Mer mit dem Schiff »Veendam« nach New York, um H. Rainemund von der Brauerei »Anheuser-Busch« in St. Louis, Missouri, zu besuchen. Nach ihrer Rückkehr fuhr das Paar nach Großbritannien. Laut dem Register von England und Wales 1939 wohnten sie in Penarth, Glamorganshire, Wales.
Am 18. November 1939 emigrierte Weinschenk mit seiner Frau Margot und Mutter Gisela in die USA. Von Southampton aus ging es mit dem Schiff »Husimi Maru« nach New York, wo sie am 2. Dezember 1939 ankamen. In seiner Declaration of Intention vom 20. Februar 1940 gab Paul Weinschenk als Beruf »Besitzer einer Imbissstube« an. Margot Weinschenk bezeichnete sich bei der Volkszählung 1940 als »Counter Girl« in einer Imbissstube.
Paul und Margot Weinschenk bekamen mit Carol und Connie zwei Töchter und wurden im Mai 1945 eingebürgert. Sie wohnten am Central Park in New York und hatten in Roslyn, Nassau County, im Bundesstaat New York eine Zweitwohnung. 1960 wurde Paul Weinschenk Präsident der »Rheingold Beer Company«. Die »Rheingold Breweries« waren zwischen den 1940er- und 1960er-Jahren mit ihrem Hauptprodukt Rheingold Extra Dry eine der erfolgreichsten Brauereien in New York City.
Am 21. Juli 1986 starb Paul Weinschenk im Alter von knapp 77 Jahren in Roslyn, Nassau County, New York. Seine Frau Margot starb am 29. Juni 1996 in New York.
Paul Weinschenks Schwester Lilly heiratete am 8. März 1923 in Nürnberg Sigmund Karl Kohnstamm, bekam drei Kinder und emigrierte nach England. Lilly verstarb am 25. November 1983 in Westminster, Greater London. Mutter Gisela war bereits am 3. März 1980 in Harrow, Greater London, gestorben.
Wolfgang Appell: Juden in Erlangen, Erlangen 2017, http://www.lorlebergplatz.de/juden_in_ erlangen_IV.pdf (aufgerufen am 15. 11. 2021)
D-NJ; JS; NA-PH; NARA; StadtAN: C 21/X; USC; US-PL; US-SS
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications