Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
Wassermann-Schubart, Erich
* 6. 6. 1915, Nürnberg
† 17. 8. 1993, Cincinnati, Ohio (US)
Wassermann-Schubart, Ilse
* 8. 7. 1916, Nürnberg
† 26. 10. 1989, Dallas, Texas (US)
Erich und Ilse Wassermann-Schubart traten am 1. Mai 1929 als Schüler bzw. Schülerin in den 1. FC Nürnberg ein, sie spielten Tennis. In der Mitgliedskartei wurden beide fälschlicherweise als »Wassermann-Schubert« geführt. Am 30. April 1933 strich der Club sie aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Die letzten Mitgliedsbeiträge hatten sie für das Jahr 1930 bezahlt.
Erich und Ilse Wassermann-Schubart wurden am 6. Juni 1915 bzw. am 8. Juli 1916 in Nürnberg als Kinder der Kaufmannsfamilie Ludwig Wassermann und seiner Ehefrau Berta Bianca (geb. Bloch) geboren. Die jüdische Familie wohnte in der Tiergartenstraße 2. Am 11. August 1920, als Erich und Ilse gerade einmal vier bzw. fünf Jahre alt waren, starb ihr Vater. Mutter Bianca stand nun mit den beiden kleinen Kindern alleine da. Sie heiratete am 19. Juli 1923 in Nürnberg Benno Schubart aus Oberlaugenstadt.
Erich Wassermann-Schubart meldete sich mit nicht ganz 18 Jahren am 18. Mai 1933 nach Basel ab. Im September 1937 bezahlte der Kaufmann für seine »überseeische Auswanderung aus der Schweiz« in die USA mit dem Schiff »Île de France« pauschal 627 Schweizer Franken. Am 9. September 1937 traf er von Southampton kommend in New York ein. Er erklärte seine Einbürgerungsabsicht und gab als sein Vermögen 46 Dollar an.
Von nun an wurde er behördlicherseits meist als Eric W. Schubart geführt. Als er im Oktober 1940 für die US-Army registriert wurde, wohnte er in Queens, New York, und arbeitete als Selbstständiger im nichtspezialisierten Großhandel. Erich Wassermann-Schubart starb am 17. August 1993 im Alter von 78 Jahren in Cincinnati, Ohio.
Erichs Schwester Ilse war in einem der rund 30 jüdischen Trainingszentren in Deutschland, die von Zionisten und anderen Organisationen ins Leben gerufen worden waren, um jungen Menschen insbesondere landwirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen mit einem entsprechenden Visum die Auswanderung nach Palästina ermöglichen würden. Ilse Wassermann-Schubart emigrierte daraufhin nach Palästina.
Stiefvater Benno Schubart hatte schon für den 10. September 1937 die Überfahrt in die USA mit dem Schiff »Hamburg« von Hamburg nach New York gebucht, ließ sich aber wieder von der Passagierliste streichen. Er starb 1941 in Basel. Die nun verwitwete Bianca Schubart machte ihre »überseeische Auswanderung« von der Schweiz in die USA klar. Für das Ticket mit der Bahnfahrt nach Lissabon zahlte sie 275 US-Dollar und für die Überfahrt mit der »Serpa Pinto« nach New York 1.190 Schweizer Franken. Am 23. Juni 1941 kam sie als Berta Bianca Bloch Schubart in New York an. Als Kontaktperson in den USA nannte sie ihren Sohn Erich. In ihrer Absichtserklärung zur Einbürgerung vom 20. Oktober 1941 gab sie an, dass Eric in Queens, New York, und ihre Tochter Ilse in Palästina leben würde.
Ilse Wassermann jedoch blieb nicht in Palästina. Als sie am 23. Januar 1948 von Rotterdam aus kommend mit dem Schiff »Nieuw Amsterdam« in New York eintraf, war sie schwanger und erklärte ihre Einwanderungsabsicht. Als Ehemann nannte sie Saul Poritz (* 31. 1. 1911), wohnhaft in Glasgow, als Kontaktperson in den USA ihren Bruder Eric, und als ihren letzten Wohnsitz Basel.
Als Ilse Wassermann am 12. April 1955 in die USA eingebürgert wurde, wohnte sie in Flushing, Queens, New York. Ilse Poritz (geb. Wassermann) starb am
26. Oktober 1989 im Alter von 73 Jahren in Dallas, Texas.
NA-PH; NARA; S-AA; StadtAN: C 21/X, C 27/II, C 27/III; US-PL
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications