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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Familie Benedikt

Benedikt, Ernst Richard

* 2. 8. 1907, Nürnberg

† 21. 11. 1974, Lisvane, Wales (GB)

 

 

Benedikt, Gertrud

* 20. 8. 1910, Nürnberg

† 7. 5.1941, Kingston upon Hull (GB)

 

Am 1. Mai 1929 wurde Ernst Benedikt Mitglied in der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. Genau zwei Jahre vorher war Gertrud »Gertie« Oettinger der Tennisabteilung des 1. FCN beigetreten. Am 30. April 1933 strich der Club beide aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Ihre letzten Mitgliedsbeiträge hatten sie für das erste Quartal 1933 entrichtet.

 

Der Fabrikbesitzer und Prokurist Ernst Richard Benedikt wurde am

2. August 1907 in Nürnberg als einziges Kind des jüdischen Kaufmanns Julius Benedikt und seiner Frau Anna (geb. Lebermann) geboren. Vater Julius hatte 1907 als Gewerbe eine Flitterschlägerei (Pailettenfertigung) und 1924 eine Gold- und Silberspinnerei sowie eine Weberei angemeldet.

Gertrud Oettinger kam am 20. August 1910 in Nürnberg als einziges Kind von Heinrich Oettinger und seiner Frau Rosalie (geb. Joseph) zur Welt.

 

Ihr aus Neumarkt stammender Vater hatte in Nürnberg als Gewerbe einen Leinen- und Baumwollwarenhandel sowie eine Hopfenhandlung angemeldet. Vielleicht lernten sich die beiden beim Tennisspielen beim Club kennen.

 

Jedenfalls heirateten sie Ende Januar 1930 in Nürnberg. Am 2. November 1930 kam Sohn Klaus Werner zur Welt. Die Familie wohnte unter anderem am Marienplatz 9 und in der Rankestraße 41.

 

Vor ihrer Emigration nach England fuhr Ernst Benedikt als Richard oder Richard E. Benedict mehrfach in den USA. Ende 1937 war er für einen Monat in den USA und fuhr Anfang Juni 1938 erneut mit dem Schiff »Manhattan« von Southampton nach New York. Er gab an, keine Einbürgerungsabsichten zu hegen und war am 27. Juni 1938 wieder zurück in Southampton.

 

Die Familie emigrierte nicht in die USA, sondern nach England. In der Meldekartei wurde für beide der Wegzug nach England für den 5. Mai 1939 vermerkt. 1939 wohnte Ernst Benedict im walisischen Rhondda, Glamorganshire, und gab als Beruf Fabrikdirektor an. Seine Frau wohnte mit ihrem Sohn Klaus Werner in der Hurstwood Road 70 in Golders Green im Nordwesten Londons. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden beide zu »feindlichen Ausländern«. Am 11. Dezember 1939 entschied das Tribunal, dass Gertrud Sara Benedict als »female enemy alien« von der Internierung ausgenommen wurde. Vier Tage später wurde dann auch der im südwalisischen Dinas Powys im Glamorgan-Tal lebende Ernst Benedict von der Internierung als »Enemy Alien« ausgenommen.

 

Doch auch in England entkamen sie den Nazis nicht. Am 7. Mai 1941 wurde Gertrud Benedict in England bei einem Bombenangriff der deutschen Luftwaffe getötet. Die Luftschlacht um England begann am 8. August 1940 und endete nach dem letzten Großangriff mit über 500 Bombern auf London in der Nacht vom 10. zum 11. Mai 1941. An jenem 7. Mai 1941 flog die deutsche Luftwaffe einen Angriff auf Greenock (Schottland) und auf Liverpool, sowie den ersten von zwei aufeinander folgenden Nachtangriffen auf die Lebensmittellager und Schiffsreparaturanlagen in Kingston upon Hull. Hull war nach London die am heftigsten bombardierte britische Großstadt. An diesem Tag gab es Hunderte von Todesopfern, unter ihnen war auch Gertrud Benedict. »Died (enemy action) 7. 5. 41« hieß es in der englischen Kartei für die feindlichen Ausländer. Sie war gerade mal 30 Jahre alt.

 

Am 21. Februar 1942 heiratete Ernst Benedict in Ost-Glamorgan Dorothea Frank, die 1901 in Nürnberg zur Welt gekommen war und in Oxford lebte. Sie wohnten dann mit Beneticts Sohn Claus Werner aus erster Ehe im walisischen Glamorganshire.

 

Ernst Benedict starb am 21. November 1974 im Alter von 67 Jahren in Lisvane, Wales.

 

GB-GRO; GB-NAI; StadtAN: C 21/X, C 22/II, C 27/III; US-PL

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025