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Diese Biographie wurde uns für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Ullmann, Ludwig Dr.

* 7. 8. 1892, Nürnberg

† 17. 11. 1942, Theresienstadt (CZ)

 

Am 1. März 1929 wurde Ludwig Ullmann Mitglied der Tennisabteilung des 1. FC Nürnberg. In der Mitgliederversammlung im Dezember 1930 wählte man ihn in den Spiel- und Geselligkeitsausschuss dieser Abteilung und im Dezember 1931 wurde er Vorsitzender der neu gegründeten Tischtennis-Abteilung. In der Vereinszeitung freute sich Ludwig Ullmann über »reges Leben in unserer jüngsten Abteilung« und wurde für 1932 als deren Vorsitzender bestätigt. Am 30. April 1933 strich der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Monatsbeitrag hatte er für April 1933 entrichtet.

 

Der Zahnarzt Dr. Ludwig Ullmann kam am 7. August 1892 in Nürnberg als Sohn des jüdischen Kaufmanns Gustav Ullmann und seiner Ehefrau Lisa Louise (geb. Schwab) zur Welt. Er besuchte das Königliche Alte Gymnasium Nürnberg (heute: Melanchthon-Gymnasium). Während des Studiums der Zahnmedizin wurde er im August 1914 eingezogen und war bis Januar 1919 Soldat im Ersten Weltkrieg, unter anderem bei der Kavallerie beim Ersatz-Eskadron 1. Bayerisches Chevauleger-Regiment, Standort Nürnberg.

 

Ullmann wohnte in Karlsruhe und zog am 1. September 1921 nach Nürnberg an den Kontumazgarten 4.

 

Nach dem Studium arbeitete Ullmann in Nürnberg als Zahnarzt am Hefnersplatz. Am 20. Dezember 1923 heiratete er in Heilbronn Karolina Kern. Das Paar wohnte später am Spittlertorgraben 47. Die Ehe blieb kinderlos.

 

Nachdem am 31. Januar 1939 die Zulassungen der jüdischen Zahnärzte erloschen, war auch Ludwig Ullmann gezwungen, seine Praxis aufzugeben. Den jüdischen Zahnärzten wurde das Betreten ihrer Praxisräume verboten und sie mussten ihre Praxiseinrichtung zu einem Bruchteil des tatsächlichen Wertes veräußern.

 

Laut Meldedatei wurden Ludwig und Karolina Ullmann am 10. September 1942 »n. d. Protektorat abgeschoben«. Mit dem Transport Nr. II/25 deportierte man beide nach Theresienstadt. Dort wurden Ludwig Ullmann, der die Häftlingsnummer 474 trug, für den 17. November 1942 und seine Frau Karolina für den 17. April 1943 für tot erklärt.

 

Auch die Eltern von Karolina Ullmann, Aron und Friederike Kern, wurden am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 22. September 1942 bzw. am 20. Mai 1943 für tot erklärt.

Beim Versuch, für die verfolgten und getöteten Juden Wiedergutmachung von der Bundesrepublik Deutschland zu bekommen, stieß die Jewish Restitution Successor Organization Inc. mit Sitz in New York im Falle von Ludwig Ullmann bei der Finanzmittelstelle Ansbach auf taube Ohren. In einem Schreiben der Finanzmittelstelle an die Wiedergutmachungsbehörde vom 18. September 1954 hieß es, dass man nicht mehr nachvollziehen könne, »welcher Bohrmaschinensatz etwa an welchen arischen Zahnarzt verkauft wurde«.

 

Marina Salzner: Jüdische Zahnärzte in Nürnberg und Fürth im Nationalsozialismus – Leben und Schicksal, Dissertation am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen 2014

AA; D-BH; DNB; GBA; GBN 1998; StadtAN: C 21/X

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025