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Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:

 

Gebrüder Sieradzki

Sieradzki, Ernst

* 5. 12. 1910, Berlin

† 25. 4. 2001, Houston, Texas (US)

 

Sieradzki, Heinz

* 28. 12. 1916, Nürnberg

† 12. 2. 1994, Neptune Township, New Jersey (US)

 

 

Am 1. August 1926 wurde Ernst Sieradzki Mitglied des 1. FC Nürnberg in der Leichtathletikabteilung, sein jüngerer Bruder Heinz trat am 1. April 1929 der Handballabteilung des Clubs bei. Am 30. April 1933 strich der FCN beide aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Ihre letzten Beiträge hatten sie für Oktober 1931 bzw. Dezember 1932 entrichtet.

 

Ernst und Heinz Sieradzki wurden am 5. Dezember 1910 in Berlin bzw. am 28. Dezember 1916 in Nürnberg als Söhne des Kaufmanns und Handelsvertreters Ludwig Sieradzki aus Praszka bei Opole (Polen) und seiner Ehefrau Hilde (geb. Frommholz) geboren.

Zur Familie gehörte noch die 1913 geborene Sonja. Die jüdische Familie wohnte in der Albrecht-Dürer-Straße 4 und später in der Brunnengasse 17. Der jüngste Sohn Heinz besuchte im Jahr 1927 die Gymnasialklasse 1 B des Realgymnasiums Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium). Dort blieb er jedoch nicht lange, sondern kehrte in die Volksschule Webersplatz 17 zurück und besuchte ab 1. Mai 1930 die Städtische Höhere Handelsschule für Knaben (heute: Johannes-Scharrer-Gymnasium). Sein Klassleiter Dr. Lang war mit Heinz Sieradzki nicht sehr zufrieden. Der Schüler könnte »größeren Fleiß an den Tag legen«, hieß es im Notenbogen. In Fleiß hatte er nur eine 4, dafür in Betragen eine 1.

 

Ernst Sieradzki besuchte damals das Königliche Alte Gymnasium Nürnberg (heute Melanchthon-Gymnasium), später wohnte er in Würzburg im Haus der »Wirceburgia« in der Mergentheimer Straße 22. Der Burschenbund Wirceburgia im Burschenbunds-Convent (B.C.) war eine paritätische, schlagende Studentenverbindung in Würzburg – ab 1925 mit einem eigenen Haus in der Mergentheimer Straße. Als paritätischer Bund stand sie jüdischen und christlichen Studenten offen, hatte aber überwiegend jüdische Mitglieder.

 

»Amicitia, scientia, veritas« (Freundschaft, Wissenschaft, Wahrheit) war das Motto dieser Burschenschaft. Die Nationalsozialisten lösten die rund 230 Mitglieder umfassende Wirceburgia am 30. Juni 1933 gewaltsam auf. Das Verbindungshaus wurde verkauft und abgebrochen.

 

Heinz Sieradzki wurde laut Meldedatei schon am 4. September 1934 nach New York abgemeldet. Von Southampton aus fuhr der 17-Jährige am 20. September mit dem Schiff »Europa« in die USA. Am 4. Oktober 1934 ging er in New York an Land und gab an, die US-Staatsbürgerschaft anzustreben und 70 Dollar in der Tasche zu haben. Heinz Sieradzki nannte sich fortan Henry Sears. Als er im Oktober 1940 für die US-Army registriert wurde, wohnte er mit seinen Eltern in Monmouth, New Jersey, und arbeitete bei

»Joseph Adelson & Sons«. 

 

Heinz Sieradzki starb am 12. Februar 1994 im Alter von 77 Jahren im Neptune Township, Monmouth County, New Jersey.

 

Ernst Sieradzki emigrierte drei Jahre nach seinem Bruder in die USA. Er kam am 26. Oktober 1937 mit dem Schiff »Île de France« von Le Havre aus in New York an. Zuvor lebte er in Bologna. Am 13. Mai 1941 gab er in Austin, Texas, seine Absichtserklärung zur Einbürgerung ab. Er nannte sich nun Ernest Simon Sears und gab als Beruf Arzt an. Am 30. Juni 1940 heiratete er in Houston, Texas, Kathryn Bernice Bahr, sie bekamen ein Kind.

 

Ernst Sieradzki starb am 25. April 2001 im Alter von 90 Jahren in Houston, Texas. Seine Frau starb am 27. April 2004.

 

Laut Meldedatei wurde sein Vater Ludwig Ende Dezember 1936 nach New York abgemeldet. Er starb am 26. Juli 1975 in Neptune Township, New Jersey. Seine Frau Hilda emigrierte am 28. Juni 1937 mit der »Normandie« von Southampton nach New York und starb in Monmouth am 25. September 1973. Schwester Sonja wurde im Mai 1933 nach London abgemeldet, sie heira tete dort ein Jahr später einen britischen Armeeangehörigen und erwarb am

19. März 1936 die britische Staatsangehörigkeit.

 

DNB; JS; NARA; NA-T; StadtAN: C 21/X, C 130; US-PL; US-SS

 

Quelle: 

Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications

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© SFZ Jean-Paul-Platz - letzte Aktualisierung 27.09.2025