Diese Biographie wurde für das Schülerprojekt im Rahmen des Jenö-Konrad-Cup 2024 freundlicherweise von Herrn Bernd Siegler zur Verfügung gestellt:
* 4. 11. 1892, Fürth
† 9. 3. 1973, Cleveland, Ohio (US)
Willy Bendit trat am 1. November 1924 dem 1. FC Nürnberg bei, zunächst als passives und ab Januar 1928 als aktives Mitglied. Die Sportart, die er ausübte, ist nicht bekannt. Am 30. April 1933 strich der FCN ihn aus der Mitgliederliste und markierte dies auf seiner Karteikarte mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Zuletzt hatte Bendit den Jahresbeitrag für 1932 in Höhe von 18 Reichsmark entrichtet.
Der Kaufmann Willy Bendit wurde am 4. November 1892 in Fürth als Sohn von Ludwig Bendit, Direktor der Fürther »Spiegelglas-Manufaktur Seligman Bendit & Söhne«, und seiner Ehefrau Sofie (geb. Baer) geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Bendit für das 8. Bayerische Feldartillerie-Regiment (Nürnberg).
Willy Bendit heiratete im März 1925 die in Saarlouis geborene Toni Bickart. Das Ehepaar zog im April 1925 von Amsterdam nach Nürnberg. Am 7. Mai 1927 und am 23. Oktober 1930 kamen in Nürnberg ihre Kinder Anne Laura Hannelore und Manfred Erwin zur Welt. Die Familie wohnte am Prinzregentenufer 31 und dann am Keßlerplatz 10.
Am 19. März 1934 zog Bendit laut Eintrag in der Meldekartei der Stadt Nürnberg mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Paris. Sie wohnten zuletzt in der Rue Casimir Pinel in Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris. Am 3. November 1937 fuhren er und seine Frau Toni mit dem Schiff »Normandie« von Le Havre nach New York. Dort gab Willy Bendit an, keine Einbürgerungsabsicht zu haben und kehrte einen Monat später wieder zurück. Am 24. September 1938 fuhr die ganze vierköpfige Familie dann mit dem Schiff »Paris« von Le Havre nach New York. Sie hatten ein Rückfahrticket, verneinten bei der Ankunft in den USA erneut eine Einbürgerungsabsicht, und kehrten nach 60 Tagen nach Neuilly-sur-Seine zurück.
Als Folge des deutschen Angriffs auf Belgien und die Niederlande am 10. Mai 1940 verbot die portugiesische Regierung jede weitere Durchreise von Flüchtlingen, besonders von Juden. Bis dahin konnte man sich Durchreisegenehmigungen für Portugal beim portugiesischen Generalkonsulat in Bordeaux besorgen, um von Frankreich über Spanien und Portugal in die USA zu gelangen. Am 5. Juni 1940 begann die deutsche Wehrmacht den sog. »Fall Rot«, also die Eroberung des restlichen Frankreichs. Genau an diesem Tag wurden im brasilianischen Konsulat in Bordeaux für Willy Bendit, seine Frau und die beiden Kinder die Einwanderungskarten für Brasilien erstellt.
Doch Brasilien war nicht ihr eigentliches Ziel. Am 8. April 1941 fuhr Willy Bendit mit Frau und Kindern von Rio de Janeiro mit dem Schiff »Argentina« nach New York und kam dort zwölf Tage später an. Er gab als Vermögen 20.000 Dollar und als Reiseziel Cleveland, Ohio, an und beantragte nun die Einbürgerung.
1942 wurde Willy Bendit für die US-Army registriert. Er hatte damals eine Firma, die Fußbodenbeläge herstellte. Am 8. November 1946 wurde Bendit offiziell Staatsbürger der USA. Zuletzt wohnte er in Cleveland, Ohio. Dort starb Willy Bendit am 9. März 1973 im Alter von 80 Jahren.
D-BH; NARA; StadtAN C 21/X; US-PL; US-SS
Quelle:
Siegler, Bernd (2022): Heulen mit den Wölfen. Der 1.FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth: starfruit publications